Review

Meitei

Kofū I

Kitchen • 2020

Auf dem Papier liest sich Meitei wie vom Algorithmus ausgedacht: Ambient aus Japan trifft Beatmaking für die Relax-and-Study-Crowd. Zwei nachhaltige Hypes, in einer Figur vereint. Kalkuliert klingt die Musik des Produzenten aber keineswegs, sondern vielmehr wunderbar absonderlich. Nachdem er vor zwei Jahren mit »Kwaidan« heimische Gespenstergeschichten als schaurige Klangskulpturen neu interpretierte und anschließend mit »Komachi« seiner verstorbenen Großmutter eine Hip-Hop-inspirierte Würding vorlegte, ist »Kofū« nun der dritte Teil seiner musikalisch disparaten Trilogie, welche sich mit »japanischen Stimmungen« befasst. Knistriges Klangmaterial – Piano, Strings, Vocals – wird über eine Dreiviertelstunde hinweg zu Tracks collagiert, die abgesehen von einigen wenigen intim-melancholischen Momenten deutlich dynamischer klingen als ihre Vorgänger. J Dilla wird vom Label als eine Referenz genannt, eher noch aber kommen die sampledelischen Experimente von The Books in den Sinn. Es gespenstert ein hintersinniger Humor durch diese Stücke, welche trotz ihrer hantologischen Qualitäten – The Caretaker ist noch so ein Verweis, der im Begleittext vorkommt – vor Freude Funken schlagen. Befremdlich und faszinierend bleibt das allemal, doch wirkt es ebenso intim und energetischer denn zuvor. »Kofū« beweist einmal mehr, wie ergiebig die Auseinandersetzung mit japanischer Musik- und Kulturgeschichte sein kann und dass Meitei sein Vokabular noch lange nicht ausgereizt hat.

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Meitei
Kofu
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