Review

Space Afrika

Honest Labour

Dais • 2021

Ein Gesprächsfetzen zum Thema Liebe. Der Interviewer will von seinem Gegenüber wissen, ob der Satz »Ich bin verliebt« etwas anderes ist als eine bloße Redewendung, um zu sagen, dass man jemanden sehr mag. Die Befragte antwortet zögerlich, sie sehe da einen großen Unterschied. Auf die Nachfrage, woher sie wisse, wenn sie jemanden liebt, folgt ein »Uhmm…«, dann reißt das Sample ab. Auf dem Album »Honest Labour« des Manchester/Berliner Duos Space Afrika** zerfällt die Wirklichkeit in viele Splitter. Sie fügen sich nicht zwingend zu einem großen Ganzen, werden aber dennoch zusammengehalten. Vom Fluss der Klänge, von einer traumartig schwebenden Stimmung, die über den 19, zum Teil bloß eine Minute dauernden Stücken liegt. Nicht ganz Ambient, erst recht nicht so ganz Clubmusik, kommen zahlreiche Einflüsse auf der Platte zusammen. Und das so, dass sie miteinander Sinn ergeben. Unter anderem vielleicht den, dass nach einem guten Jahr Pandemie bei einigen Leuten die Verwirrung zugenommen hat oder, weniger dramatisch, ein Nachdenken über die eigene Lage, bei dem Gewohntes neu in den Blick genommen und in Frage gestellt wird – Stichwort Liebe. Space Afrika bringen musikalisch unterschiedlichste Klänge zusammen, neben der vorherrschenden verhaltenen Elektronik gibt es suchend verzerrte Gitarren, durch den Raum kratzende Streicher, gesprochen wird genauso wie gesungen. Zwischen die sanften Akkorde geraten hin und wieder Frequenzen, die einen aus den friedlichen Harmonien aufschrecken. Nichts davon erscheint redundant. Am Ende ist man auf diffuse Weise ergriffen.