Review

F.S.Blumm & Nils Frahm

2×1=4

Leiter • 2021

Der Godfather of Dub ist tot; lang lebe Dub. Dass ausgerechnet zwei Weißbrote wie Nils Frahm und F.S. Blumm2:https://docs.google.com/spreadsheets/d/1-xSHVPoZwb8UNceTwnicFJwHkNHIkbcYL8sREyixe5A/edit#gid=1699590681** das Erbe von “Lee Scratch Perry antreten, hätten wohl die wenigsten erwartet. Und das obwohl F.S. Blumm mit seinem Quasi Dub Development sogar mit Perry höchstselbst zusammenarbeitete. Mit Frahm wiederum verbindet Blumm eine lange Freundschaft, die nun im inzwischen vierten gemeinsamen Album gipfelt, das auf Frahms eigenem LEITER-Label erscheint. Der Neoklassiker Frahm schickte in seinem Solowerk zwar seine Klavier- und Synth-Spuren auch mal durch eine Echokammer, hat aber bisher sonst recht wenige direkte Anknüpfungspunkte mit Dub. Trotzdem gibt er für »2X1=4« zu Protokoll: »Brahms is nice, but King Tubby is nice as well.« Die sieben, teils ausufernden Stücke des Albums sind geprägt von Rhythm Machines der 1980er Jahre, die sicherlich auch ein King Tubby verwendete. Dazu wummern natürlich die Bässe in tiefsten Tiefen und die Effekt-Regler von Hall und Echo werden zum Glühen gebracht. Für das Original Jamaika-Feeling ist »2X1=4« aber nicht minimalistisch genug. Stets mäandert da noch eine Orgel oder ein verwehtes Sample im Hintergrund, wird noch eine Extra-Sound-Schicht aufgetragen und immer wieder neue Facetten des jeweiligen Tracks herausgeschält. Ganz offen und augenzwinkernd gibt Frahms auch zu, dass seine Herangehensweise an Musikproduktion immer ein bisschen deutscher ist als seine Einflüsse. Genau darin könnte aber auch die Zukunft des Dub liegen: in international unterschiedlich ausgeprägten Subgenres und einer spielerischen statt dogmatischen Auseinandersetzung mit den jamaikanischen Vorbildern.
R.I.P. Lee Perry.