Review

Idee Du Femelle

Sequences

Musica Maquina • 2021

Vor ein paar Jahren gab es diesen Trend – ich glaube es begann mit einem tumblr (RIP) – Fotos der eigenen Eltern in verwegenen Styles und Hipsterklamotte zu posten. Das tat in der Seele weh: Die EIGENEN Eltern sollen mal lässig und cool gewesen sein? Undenkbar. Dass aber die Generation vor uns schon so einiges geschafft hat, das ist ja beileibe kein Geheimnis – und stets, bei jedem neuen Trend, lohnt es doch mal in die Vergangenheit zu schauen. Einer dieser Trends, die aus dem Nichts zu kommen scheinen, sind jene undergroundigen Tribal- und »Fourth World«-Platten, die bei Labels wie Knekelhuis und Offen erscheinen. Meist roh und ungeschliffen, kommen hier Samples und Synths, Percussions und Drum-Machines zum Einsatz – eine gewisse Tape-Ästhetik wird gerne gleich miteingekauft. Bei der Rückschau sieht man aber eindeutig, dass man an dem Punkt auch schonmal war; was keinerlei Bewertung darstellen soll. So ungefähr muss auch Hivern Disc-Chef John Talabot vor den Kassetten des Barceloniken Toni Parera gestanden haben. Immerhin stampft er, der dieses ganze Musik-Ding ja auch schon eine ganze Weile macht, gleich ein ganzes Label aus dem Boden: Nicht nur, aber auch um die Tracks von Parera ins (verdiente) Rampenlicht zu stellen. Als Idee du Femelle hat Parera nämlich schon in den Achtzigern Kassetten releast – alle im Mailorder verkauft -, die allesamt sehr modisch für heutige Ohren klingen. Auch auf dem Album »Sequences« herrscht eine tribalistische Stimmung, die nicht nur im Opener »Come Back To Bali« mit Field-Recordings unterstrichen wird, sondern durchgängig berührende Melancholie und sinistre Tänze bereitstellt.