Review

Pusha T

Fear Of God II: Let Us Pray

Decon • 2011

Niemand hat in den letzten Jahren so scheinbar beiläufig dreckigen Boom-Bap der 1990er Jahre in seine Raps einfließen lassen und dabei trotzdem derart den »state of the art« repräsentiert wie die Gebrüder Thornton, besser bekannt als The Clipse. Pusha T, der etwas jüngere Bruder, versucht sich inzwischen alleine. Die Abstinenz seiner Partners Malice ist dabei allerdings deutlich spürbar. Denn während die beiden ihre Koksdealer-Karrieren derart gekonnt, nahezu filmisch in ihren Raps inszenierten wie sonst nur der Dicke mit dem Rauschebart aus Miami, klang stets der Dreck aus den Gossen Virginias mit durch deren Punchlines. Diese raue, die dämonische Seite verkörperte vor allem Malice. Auf Fear Of God II: Let Us Pray macht sich dessen Abwesenheit so auch negativ bemerkbar. 08/15-Südstaaten-Trap-Nummern wie Body Work, lauwarme Schunkel-Tracks wie Raid oder Feeling Myself sind das Resultat. Statt der 50 Cents, Kevin Cossoms usw. wäre mit Malice hier sicher einiges mehr drin gewesen. Letzendlich grätscht dann aber glücklicherweise Pusha jene Songs ohnehin in die Vergessenheit, in dem er doppelt so »hart geht«. Das Intro hat mich gleich mal vorschnell salutieren lassen; aber auch So Obivious klingt begeisternd nach Hell Hath No Fury. Wenn dann Pusha am Ende noch das penetrante Bo Hansson-Sample dominiert hat und auf Alone In Vegas die paranoide Stimmung von Nightmares wieder aufleben lässt, dann stehe ich doch wieder ein bisschen stramm – halt auch der Erinnerungen wegen.