Als hätte es in den letzten Jahren keine elektronische Musik gegeben. Grasscut machen auf ihrem zweiten Album genau da weiter, wo dessen Vorgänger aufhörte. Ohne auf irgendwelche Trends im eigenen Genre zu schielen, werden Beats wie in »From Towns And Fields« gestreichelt, gekämmt und mit ein wenig Spucke poliert. Phillips und O’Dair haben dieses Mal nur die einzelnen Versatzstücke noch ein wenig enger zusammenrücken lassen. »Blink In The Night« lässt seine einzelnen Spuren zusammenlaufen. Der Rhythmus wird mit Effekten verbunden und die merkwürdige Melodie hebt in andere Sphären ab. Und gab »Cut Grass« als Opener mit seiner uneinladenden Kauzigkeit noch die falsche Richtung vor, versucht sich kurz vor dem Ende auch »We Fold Ourselves« an dem Laut-Leise-Spiel des Post-Rocks. Doch letztendlich hält der elektronische Moment im Sound von Grasscut diese Ideen zurück. Das funktioniert einfach nicht mit der Wucht, die vermutlich angestrebt wurde. Viel mehr passt da schon »Stone Lions« in diese Platte, das sanft und harmlos vor sich hinspielt. Den anständigen Jungs steht eben auch nur ein anständiger Sound. Und so arbeiten Grasscut zumindest da weiter in ihrer eigenen musikalischen Nische, in der Bläser und Glockenspiel sich wunderbar einbinden lassen. Die großen Momente liegen auf »Unearth« einfach in den kleinen Ideen.
Unearth