Review

Mogwai

Rave Tapes

Rock Action • 2014

Obwohl die Schotten von Mogwai selten bis nie auf ihren Alben Worte gebrauchen, sind sie die ungekrönten Meister der subversiv-dreisten Lüge im Plattentitel. »Happy Songs For Happy People« war schon ein Schelmenstück, das auch ihr achtes Album »Rave Tapes« nicht überbieten kann. Vor elf Jahren ging das mit den Scherzen noch leichter, denn heutzutage wandern Platten aus dem PostRock immer mit dem Gedanken an aufgewärmte Gitarren auf den Tisch. Hat Mogwai aber nicht gekümmert, denn die Herren spielen weiterhin ihren Schuh runter und näher sich der Essenz ihres Sounds – der Melodie, die sich aus der Asche kaputter Rhythmik erhebt und der verquere Musiktheorie nur noch zu Füßen liegen können. Das versuchen Mogwai mal mit ihrer Urgewalt wie in »Hexon Bogon«, mal mit ruhigen Stücken wie »Simon Ferocious«, die sich vom Rock ein wenig lösen und mit verschiedenen Einflüssen spielen. Dabei gibt es auf »Rave Tapes« kein Gleichgewicht mehr, denn die ruhigen, fließenden Stellen überwiegen deutlich. (Stell Dir vor, es läuft ein Mogwai-Album und niemand merkt‘s.) Wo früher nur das Auge des Hurrikans war, breitet sich auf »Rave Tapes« Sphärisches aus, wenn »No Medicine For Regret« seine Gitarre ewiglich nach vorne schiebt und die doch nicht aus dem Quark kommen mag. Vielmehr suhlt sie sich in den gleichen Tönen, während das Feedback unter all dem nur leicht brodeln kann. Nur der Gesang in manchen Stellen holt Aufmerksamkeit, obwohl er in »The Lord Is Out Of Control« komplett versinkt in einem Meer aus Gitarren. Hat man alles so schon auf den früheren Alben von Mogwai gehört. Altersmüdigkeit ist aber die falsche Diagnose. Vielleicht ein Scherz. Eine Zote. Ironie. Wer weiß das schon. Witzigkeit kennt keine Grenzen. Gerade bei diesem ernsten Sound.

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