Review

Efdemin

Decay

Dial • 2014

»Decay« klingt, wie es vor fünf, sechs Jahren aus den Clubs deutscher Großstädte klang. Und doch ganz anders. Erinnerung scheint das zentrale Thema auf dem dritten Album des Hamburger Produzenten Efdemin zu sein. Mit Erinnerung wehrt er sich gegen den Verfall (»Decay«) – so hält er den Verfall zwar nicht auf, lässt aber etwas in Gedanken weiterleben, das vielleicht nicht mehr ist. Und so klingt dieses Album wie eine Erinnerung an tiefe Clubmusik: Es bleibt in seinem Kern Deep House, doch verschwimmt zu den Seiten, verläuft in einer ungewöhnlichen Weichheit, die den Sound surreal erscheinen lässt. Dieser Eindruck entsteht auch dadurch, dass Efdemin fast komplett auf Härte verzichtet. Die Kickdrum nudeln sich auf vielen Tracks in Wolken, selten, dass Hi-Hats oder ähnliches hell und klar die schummrige Schicht durchbrechen. Das ist Techno im Dämmerzustand: nie komplett anwesend. Wie wenn die Müllabfuhr am morgen mit viel Radau den Müll aus den Tonnen in die Container stülpt, platzt dann der Titeltrack hinein, reißt einen aus dem Traum, bläst die Erinnerung weg und holt einen zurück in die Gegenwart. Hier scheppert die Synthline, wir sind wieder angekommen in unserer industriellen Moderne. In der Folge wirken die Tracks hin- und hergerissen zwischen Härte und schlafwandlerischer Schludrigkeit. Das trübt den Eindruck, den das Album hinterlässt, das mehr Eindruck hinterlassen hätte, hätte es diese Trübheit konsequenter umgesetzt.

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Efdemin
Decay
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