»Ich erinnere mich noch gut daran, wie er vor zwölf Jahren entstanden ist: Es dauerte 20 Minuten, ihn zu komponieren. Ich kam gerade von meinem ersten Berghain-Besuch wieder und saß bei Sonnenaufgang in meinem kleinen Studio. Und plötzlich kam diese Line, die den Track ausmachte.« Es klingt zuerst übertrieben schwelgerisch und komplett austauschbar, was Phillip Sollmann, auch bekannt als [Efdemin](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/1560/efdemin,) Ende 2017 da auf seiner Facebook-Künstlerseite schrieb aber so viel stimmt: »Acid Bells« ist von allen Tracks, die nach dem ersten oder nächstbesten Berghain-Besuch geschrieben wurden, vielleicht der denkwürdigste, um nicht zu sagen beste. Gerade weil er so unscheinbar zwischen Aufbruchsstimmung und Melancholie, Minimalismus und Großraumansprüchen navigiert. Die Martyn-Remixe zu dem Track gehören ebenfalls noch fest ins Repertoire, der neue DJ Koze-Edit betreibt einen ähnlichen Ikonoklasmus wie Stefan Kozallas legendärer Remix von »There Will Be Singing«, tobt sich aber zum Glück nicht mit herrenwitzelnder Ironie, sondern musikalisch am Original aus. Diese Line, die den Track ausmacht, zerfällt schon im Original für einen quälend langen Moment, den DJ Koze mit Genuss ausweitet. Dazu: Mehr Hubraum in der Kick, mehr Drive für die Bassline, mehr Drama in den unterliegenden Drones – fertig ist die nächste Hymne für die Keta-Generation. Der eigentliche Hit aber ist Terrence Dixons »America«-Rework, der dem zehn Jahre alten Track sowohl eine Entschleunigungskur wie einen – für Dixon mehr als überraschenden – fast balearischen Flair samt Handpercussions und flirrenden Vocal-Samples mitgibt. Wunderbare Vibes all the ways, jazzig durchgehangen und genauso schön wie das Original. Die Peak Time wird da ausnahmsweise mal zur Afterhour, die Party geht weiter. Ob nun im Studio oder irgendeiner Europalettensiedlung.
DJ Koze & Terrence Dixon Versions