Review

Phillip Sollmann

Monophonie

A-Ton • 2020

Phillip Sollmann. Könnte man sich als den House-Produzenten herleiten, der es unter dem Pseudonym Efdemin zu einigem Ruhm brachte, um später eher sonderbare Musik in Richtung Klangforschung zu machen. Was in der Geschichte fehlt, ist der Mittelteil mit dem akademischen Werdegang. Denn studiert hat Sollmann, noch vor seinen Erfolgen als Efdemin, elektroakustische Musik in Wien. Anders als manche Clubdienstleister, die mit zunehmendem Alter vor den Gefahren des Tinnitus in die Klangkunst flüchten, bewegt sich Sollmann in seiner Musik weniger geradlinig. Verbindungen zwischen Club- und akademischer Musik sind ja seit einer Weile bekannt. Sollmann ist dem einfach in beide Richtungen nachgegangen. Und so ist sein aktuelles Album »Monophonie«, das aus einem Projekt mit dem Ensemble Musikfabrik hervorgegangen ist, dem Buchstaben nach erst einmal schwere Kost. Sind die Herren, die Sollmann als Inspiration dienten, doch keine geringeren als der Physiker Hermann von Helmholtz, der von dessen akustischen Erkenntnissen stark beeinflusste US-amerikanische Avantgarde-Außenseiter Harry Partch und der Klangskulpturenbauer Harry Bertoia. Besonders die Instrumente von Partch sind bemerkenswert, allein schon ihrer Dimensionen wegen, die Bassmarimba etwa. Auch das Tonsystem, das Partch nach Helmholtz’ Vorbild und in Anlehnung an die Pythagoreer entwickelte, hat es in sich: 43 Stufen kennt seine Tonleiter – statt der hierzulande gebräuchlichen zwölf. Kopfrauchen kommt auf »Monophonie« trotzdem keines auf. Phillip Sollmann entlockt diesen exotischen Klangerzeugern genug Groove, um dafür zu sorgen, dass man diesen Tönen sehr freundlich begegnen kann. Tanzen muss man sehen. Aber der Körper kommt definitiv nicht zu kurz.