Review

Dramadigs

Bei Aller Liebe

Melting Pot Music • 2014

Unter der Bremer Speckflagge haben sich die Dramadigs seit ihrem 2012er Debüt »Das Muss Doch Nu Wirklich Nicht Sein« in aller norddeutscher Ruhe zu einem der gefragtesten Producer/Rapper-Duos in hiesigen Breitengraden genährt. Auch auf ihrer neuen Platte »Bei Aller Liebe« regieren wieder jene jazzigen Samples, bauchigen Bässe und drückenden Drums, die ihnen so zahlreiche Freundschaften bei Melting Pot Music, WSP Wortsport oder OFDM beschert haben. Grund genug, den gewachsenen Familienkreis einzuladen und anstatt eigener Vokal-Vorträge, die Angehörigen laudatieren zu lassen, während man selbst einfach die Settings seiner Musikmaschinen verwaltet. Neben der halben Sichtexot-Entourage, Schaufel und Spaten, Audio88 &Yassin, neben eigentlich allem, was den deutschen Indie-Rap-Zirkus 2014 reguliert also, haben Tsnd Mrk und Konfus auch die ehrwürdigen Rap-Rentner von DCS gewinnen können und somit ihr erstes Produceralbum zu einem generationsübergreifenden Familientreffen gemacht. Da wird sich gemeinsam über die Haartracht mancher Teilnehmer amüsiert (»Frisurenmanagement«), der Künstler erzählt von seinen Eskapaden und Konkurrenten (»Schauspielführer«), der Neuling tanzt Betäubungsmittel-bedingt aus der Reihe (»Ritalin & Cannabis«) und am Ältesten-Tisch wird über die Gelassenheit im Alter sinniert (»Egal«). Obwohl die Dramadigs mit nur einem eigenen Rap-Beitrag auf »Bei Aller Liebe« vertreten sind, dirigieren sie das Ensemble persönlich, nahbar wie bündig und bleiben immer Stars ihrer eigenen Show. Wenn nicht allein das schon seinesgleichen im deutschen Producer-Geschäft suchte, sind es v.a. diese wohlig-familiären Beats aus Jazz-, Funk- und Soul-Samples, die sprichwörtlich dazu einladen, die Seele baumeln zu lassen.