Das Werk des Briten Russell Haswell zwischen Noise, Computermusik und Recording ist in erster Linie auf Editions Mego zu Hause, die dieser Kollaboration mit Pain Jerk die Releasenummer 200 spendieren. Es lässt sich am orgiastischen Titel schon ablesen, dass man diese (was war eigentlich mit der 100?) hier gebührend zu feiern gedenkt. Er widerspiegelt aber auch, dass Haswell seine krachigen Experimente – hier trifft das Wort einmal zu – nicht als apokalyptische Maschine inszeniert, als Anti-Musik oder Blick in die Finsternis, sondern mit ganz spielerischer Unschuld. In die illustre Reihe seiner Kollaborationen (u.a. mit Yasunao Tone, Hecker, Masami Akita, sowie Sean Booth und Rob Hall in Gescoms Minidisc-Projekt) reiht sich hier der Japaner Kohei Gomi, der nach langer Pause vor wenigen Jahren sein Noise-Projekt Pain Jerk wiederbelebt hat. Nach noch aus den 90ern datierender Bekanntschaft der beiden kam es 2012 endlich zu einem gemeinsamen Gig in Nottingham, und der zuvor erfolgte Austausch von Basismaterial setzte sich fort mit den Live-Aufnahmen, die beide im Wechsel über zwei Jahre durch Mangel um Mangel drehten. Wie unterschiedlich sich die beiden Cross-Remixe präsentieren, das macht durchaus den Reiz dieser Doppel-CD aus. Während der 73 Minuten, in denen Haswell modulare Kräusel, granularen Schmirgel, verzerrte Stimmen, Feedback, Ikeda-Stottern und Sachiko-M-Sinus, ratternde Drummachine und monströse Artefakte aneinanderreiht, lässt sich einiges nebenher erledigen: Ein überraschend kurzweilig bleibender, aber natürlich überlanger Reigen blockhafter Felder, Katharsis erst nach Stundenfrist. Anders Pain Jerk. Dessen kompakte gute halbe Stunde entfaltet das gleiche Material als Labyrinth ohne Ausweg. Erst wild schäumende Splatter-Komik, dann flirrende Klangwüste, schließlich minutenlanges Bohren im hintersten Hirnwinkel und Auslauf in bassbollernder Unwucht: Drama bis zum erlösenden Schock, wenn das Licht angeht.