Review

Juju Rogers

From The Life Of A Good-For-Nothing

Jakarta Records • 2015

Englischer Rap aus dem deutschen Sprachraum ist dieser Tage nicht gerade ein boomender Industriesektor. Durchschnittliche YouTube-Kommentaroren beschwören häufig fehlendes Sprachgefühl und daraus mangelhafte Authentizität, vor allem aber auch die vielzitierte Konkurrenzfähigkeit in Stil und Ton mit der US-Szene. »From The Life Of A Good-For-Nothing«, das Debüt des Wahlberliners Juju Rogers umgeht solche Hindernisse durch ein einfaches Prinzip: Ehrlichkeit. Anstatt sich mit dem Slang-Vokabular seiner aktuellen Lieblingsrapper zu schmücken und damit zumindest Klischeeabhandlungen aneinanderreihen zu können, konstruiert der Sohn eines amerikanischen Soldaten und einer deutschen Mutter sein musikalisches Abziehbild der Welt in einfachen, klar verständlichen Bildern und Geschichten. Ob er nun auf »Officer« seine Erfahrungen als dunkelhäutiger Sohne eines GIs im wochenendlichen Nachtleben darlegt, »Do It For« Sinnkrisen und Allmachtsfantasien ausblanaciert oder auf »Dreams« die Höhen und Tiefen eines Künstlerlebens auf lyrischer Augenhöhe mit seinem Seelenverwandten Oddisee skizziert, stets ist »From The Life Of A Good For Nothing« eine nahbare, organische Tuchfühlung. Aufgeteilt in drei Akte, wohnt der Tracklist auch dank teils minutenlanger Intros eine beinahe häusliche Ruhe inne, die mit detailverliebten Nerd-Hints wie Polizeisirenen-Samples aus GTA oder Querverweisen zu amerikanischen Rap-Klassikern schon nach dem ersten Hördurchgang zu einem Liebhaberkunststück mutiert. In Kombination mit den geschmackvoll-traditionalistischen Samplebeat-Klangfarben aus den Federn von Twit One Tufu Bluestaeb oder Knowsum ergibt sich ein charmanter Throwback-Beweis, dass englischer Rap aus der BRD nicht nur eine Daseinsberechtigung, sondern eine echte Dringlichkeit besitzt.