Review

CoH

Music Vol.

Editions Mego • 2016

Ivan Pavlov ist als CoH (sprich: »Son«) nie so ganz berechenbar. In der Regel macht er etwas mit Computern und nutzt deren spezifische Möglichkeiten der Klangbearbeitung, wobei er eine Vorliebe für diese digitalen Stottereffekte hat. Das ist dann schon die größte verbindende Klammer seines Schaffens. So hat er sowohl Heavy Metal-Riffs zerhäckselt als auch Oud-Klänge in digitale Biotope verpflanzt. Oder stille, schwebende, fast ereignislose Alben wie »Above Air« vorgelegt. An letzteres kann man sich ein bisschen erinnert fühlen, wenn man »Music Vol.« hört. Diesmal sind es ebenfalls die leiseren, pendelnden, luftig-wehenden Stimmungen, die er sucht. Wobei man den Titel ernst nehmen muss: Pavlov spielt sehr fein mit den Nuancen der Lautstärke, auf brachiales Brummen verzichtet er zugunsten getupfter Akzente, oft an der Grenze der Hörbarkeit. Das ist einerseits im guten Sinne unaufdringliche Musik, andererseits will sie genau gehört werden, erfordert Aufmerksamkeit auf ihre Details. Obwohl an der Oberfläche kaum etwas geschieht, bewegt sich sehr viel, es ist eine wortwörtlich dynamische Platte. Die als solche voller melancholischer Schönheit steckt. »Above Air« von vor zehn Jahren war ein Abschiedsalbum für den befreundeten Musiker John Balance. »Music Vol.« fordert ganz ähnlich zum Innehalten auf: spirituelle Musik für die digitale Lebenswelt.

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