Review

Jon Hassell

Fourth World Volume Two: Dream Theory in Malaya

tak:til • 2017

Nach »Fourth World Volume One: Possible Musics« seinem ethno-ritualistischen Meilenstein mit Brian Eno setzte Jon Hassell seine virtuellen anthropologischen Klangexkursionen mit Kurs auf Malaya fort. Brian Eno half auch diesmal auf einigen Stücken mit Perkussion aus, geschrieben und produziert wurde die Musik aber ausschließlich von Jon Hassell. In vieler Hinsicht ist »Dream Theory in Malaya« noch avancierter als das vorangegangene Album, mit Trompeten-Staccati und Loops, die oft wie Proto-Glitch klingen, mehr als ein Jahrzehnt vor seiner Zeit. Diese »Vierte Welt« bewegt sich durch eine Reihe seinerzeit noch unerforschter Territorien, in denen man bis heute ein Kaleidoskop in den scheinbar endlos repetitiven Wiederholungen entdecken kann. Bei Hassell werden zudem Unterscheidungen zwischen Weltmusik, Neuer Musik oder verschiedenen nationalen kulturellen Zugehörigkeiten systematisch aufgehoben. Noch eine Spur spröder als die Zusammenarbeit mit Eno, findet Hassell hier gleichwohl einen perfekten Ton für sein Konzept: eine Platte über die malaiische Tradition des gemeinsamen Traumerzählens in Familien zu Tagesbeginn. Und einen passenden Soundtrack zu den fernöstlichen Traumwelten als diesen kann man sich kaum wünschen. Mit »Ordinary Mind« gibt es auf diesem Reissue dann noch einen neuen Bonustrack – der als driftende Coda bestens passt.