Review

Stereo Total

Ah! Quel Cinéma!

Tapete • 2019

»Großes Kino« oder »Was für ein Affentheater« – wie soll man den Titel des mittlerweile zwölften Albums von Stereo Total: übersetzen? Das Duo aus Françoise Cactus und Brezel Göring ist jedenfalls eine singuläre Erscheinung am deutschen Pop-Himmel, längst schon ist ihr eigenwilliger Sound ein Genre für sich geworden. Zwischen den Stühlen machen sie es sich bequem und zwischen den Extremen pendeln sie hin und her: witzig, ironisch oder ernst gemeint; Punk oder Chanson; naiv oder altklug; Lo Fi-Disco mit Kinder-Instrumenten oder DIY-Pop mit alten Casios vom Flohmarkt; englische, französische oder deutsche Texte; trashiger Nonsense oder große Kunst? Am besten wie immer alles auf einmal! Die 13 neuen Songs (plus das Cover »Sur Un Fil« von Sylvie Vartan) verhandeln neben dem immer wieder aufblitzenden typischen Humor teilweise aber auch recht ernste Themen wie Drogenmissbrauch – speziell zu Zeiten von Andy Warhols Factory – in »Methedrine« oder Selbstmord bzw. Todessehnsucht (»Le Spleen«), Trauer (»Dancing With A Memory«) und Wut (»Hass-Satellit«). Und wie hinterlistig und verräterisch die eigenen Freundinnen sein können, die Cactus (laut Presse-Info) nur »ihre Klamotten, ihren Schmuck und ihre Typen mopsen«, das lässt sie in »Mes Copines« dann lieber gleich Göring singen. Gewohnt geniale One-Liner von »Es ist nicht leicht, einfach zu sein« bis »Keinen Boogie Woogie vor dem Abendgebet« finden sich natürlich auch wieder en masse auf dem wirklich sehr kurzweiligen »Ah! Quel Cinéma!«.