Dass dieses Album das letzte der US-amerikanischen Rockband werden würde, war zum Zeitpunkt des Releases 1969 wahrscheinlich nur den fünf Mitgliedern bewusst. Denn diese merkten schon ein Jahr zuvor, während sie im Studio an »Bull Of The Woods« arbeiteten, dass die Peak-Time ihres Band-Daseins geschehen war. Kein gutes Omen für die 13th Floor Elevators, dafür aber für das, was sie trotz dessen produzierten – die Platte hat absoluten Klassiker-Status im Rock Genre. Black and White Vinyl Edition.
Wencke Riede1960 stieß Charles Mingus auf Gold. Das neu gegründete Label Candid hatte den Bandleader eingeladen, einige Sessions aufzunehmen. Dank völliger künstlerischer Freiheit konnte Mingus ungewöhnliche Ensemblekombinationen ausprobieren. So entstanden drei hochkarätige Alben, die den Kontrabassisten im Pantheon des Jazz etablieren sollten. 63 Jahre später gräbt Candid unveröffentlichte Aufnahmen dieser Sessions aus.
Michael ZangerlDrei Kids, De La Soul, ihre erste Platte, oder: die kritischste, sagen manche, weil sich Prince Paul, der Produzent, ganz unbekümmert am Buffet der Musikgeschichte bedient, von Steely Dan über Cash bis Kraftwerk, alles war da und der Anfang von allem: »3 Feet High and Rising«! Dazu kamen Geschichten von der Straße und Blödsinn in der Birne, den musste man mit 15 in den Achtzigern nicht erfinden, nur zulassen. Das dachten sich übrigens auch die Plattenfirmen Jahre später, als sie jedes einzelne Sample clearen mussten. Zum Record Store Day x Black Friday 2023 kommt das ganze nun in einer limitierten 7inch-Box heraus.
Christoph BenkeserDas beste von nicht wenigen gemeinsamen Alben des Musiker-Poeten Gil Scott-Heron mit dem Keyboarder und Flötisten Brian Jackson. Blues, Soul und jazzy Vibes in minimalistischen Arrangements sind Basis für Scott-Herons Kommentare zur gesellschaftlichen Realität der Afroamerikaner des Jahres 1974. Der Einfluss des Albums auf Hip-Hop und Neo-Soul: gewaltig. Erste Reissue seit fast 20 Jahren, schwarzweißes Vinyl mit Inside-Out-Effekt, Gatefold-Cover mit OBI-Strip und bedruckte Innenhülle
Albert Koch1987 in Chicago gegründet, sind The Jesus Lizard seither für ihren erbarmungslosen Noise-Rock bekannt. Das beweisen sie auch mit ihrem 1998 erschienenen sechsten Studioalbum »Blue«, mit dem sie sich gnadenlos vom Mainstream abwenden. Was damals vielleicht zu unkommerziell, zu schräg und zu laut war, ist heute genau der Zauber, der dieser Platte innewohnt. Limitierte Neuauflage als Blue-Vinyl-Edition, exklusiv beim Record Store Day x Black Friday 2023.
Wencke Riede»Court and Spark« ist das kommerziell erfolgreichste Album einer der einflussreichsten Musiker:innen unserer Zeit. Jetzt erscheinen bisher unveröffentlichte Demos, die im Vorfeld des Albums von 1974 entstanden sind. Warum sich Demos anhören, wenn das fertige Album… na, weil sie in ihrer Rohheit näher und intimer sind! Wer Joni Mitchell ohne Pomp mag, wird hier fündig.
Pippo KuhzartMit Ende 40 hätte Galt MacDermot es gut sein lassen können, die Hippies von Hair hatten ihm einen ordentlichen Batzen vom Komponistenkonto abgezogen. Aber MacDermot gab nicht alles für die gute Laune aus, sondern sagte: Genug Musical, jetzt Jazz! Also machte er sich ein paar Notizen, und im Studio hieß es dann: »Black is Beautiful«. Dafür hat ihm später die halbe Ostküste die Füße geküsst. Wahrscheinlich ist »Ghetto Suite« deshalb eine seiner teuersten Platten bei Discogs. Tidal Waves zieht jetzt den Haien die Zähne.
Christoph BenkeserIhr bestes Album sei »Forbidden Places« gewesen, weshalb diese fünfte Platte von Meat Puppet damals zu Unrecht übersehen wurde, 1991, als Lederjackenschnurrbärte und Cowboystiefel-Gangs noch nicht so angesagt waren und die Kids eher nach Teen Spirit als nach zerbrechlicher Männlichkeit rochen. Die Dadrock-Vibes von »Forbidden Places« kamen jedenfalls nicht vom Major-Label-Umzug, der Meat Puppets zu musikalischen Nachbarn von ZZ Top, ihren Lieblingen, machte. Er war einfach schon immer da. Und das ist ja okay so, irgendwer muss sich ja die opulente Neuauflage bei Real Gone Music leisten können.
Christoph BenkeserMike James Kirkland wuchs in Mississippi auf, sang in einer Gospelgruppe, irgendwann kamen die späten Sechziger und die Curtis Mayfield-Platten, für die man schon mal die Koffer packte und nach Kalifornien zog. Das ist die Ausgangslage für »Hang On In There«, das der Mann mit dem klangvollen Namen Mike James Kirkland 1972 mit seinem Bruder aufnahm. Sie klingt wie ein Querschnitt aus Gil Scott-Herons Predigt und Marvin Gayes streicherschmachtenden Missionarstellungsmusik. Kein Wunder, dass John Legend eines Tages davon Wind bekam.
Christoph BenkeserEine der längsten Singles der Musikgeschichte. »My Father My King« läuft über 20 Minuten. Es ist die Umdeutung des traditionellen jüdischen Bittgebets »Avinu Malkeinu« von der schottischen Post-Rock-Band Mogwai. Drei Gitarren zwischen leisen Passagen und epischem Breitwand-Sound, Noise-Ausbrüchen, Feedback und Verzerrungen. File under: Lou Reeds »Metal Machine Music«. Einseitig bespielte Vinyl 12" weißem Vinyl und erste Reissue seit der Veröffentlichung 2001, limitiert auf 2.000 Exemplare.
Albert KochIch bin ein passionierter Kritiker der Vorstellung, dass die Musikwelt früher cooler war. Die Band War bringt mich allerdings ernsthaft in die Defensive. 1973 war »World Is A Ghetto« in den USA das meist-verkaufte Album. Mit sozialkritischen Texten, lebensbejahendem Funk und psychedelischen Jazz laden War zum Tanz. Wenn Politik nach Antonio Gramsci wie ein Stellungskrieg ist, kann man nur hoffen, sich mit War einen Graben zu teilen. Ihr 50-Jähriges gedenkt der RSD-Reissue mit einer Sammleredition.
Michael ZangerlEines der bekanntesten Reissue-Labels der letzten zehn Jahre veröffentlicht mal keine Reissue. Stattdessen liefert Light In The Attic eine schön aufgemachte Platte mit 20 unveröffentlichten Coverversionen. Soulman Charles Bradley covert Sugarman Sixto Rodriguez, Avantgarde-Größe Leslie Winer den großen Folker Tim Buckley. Unwahrscheinliche Kombinationen, die auf »Light In The Attic & Friends« in farbigem Vinyl und mit dicken, fetten Liner Notes liebevoll aufbereitet sind.
Pippo Kuhzart