Ghostpoet – Live am 6.9. im Bi Nuu in Berlin

10.09.2012
Foto:Grashina Gabelmann
Der britische MC Ghostpoet war während der Berlin Music Week für drei Auftritte in der Hauptstadt. Im Kreuzberger Bi Nuu bot der sympathische MC eine intensive und unerwartete Show .
Einige Künstler klingen live exakt so wie auf dem Album und das ist ein sicheres Zeichen ihres Könnens. Die Performance von Ghostpoet gestern Abend in Berlin klang so gar nicht wie sein Debütalbum »Peanut Butter Blues and Melancholy Jam« – doch das macht ihn nicht zu einem schäbigen Liveact, sondern zu einem dynamischen Künstler, der weiß, wie er seinen Sound adaptieren kann, um seinem Publikum etwas Unerwartetes zu bieten. Während sein süchtigmachendes Album insgesamt eher eine schläfrige und melancholische Angelegenheit ist (wie der bittersüße Titel des Albums impliziert), und das ist keineswegs negativ gemeint, war sein Auftritt lebendig, fesselnd und interaktiv.
Ghostpoet wurde auf der Bühne von seinem Schlagzeuger und Gitarristen begleitet und ohne Warm Up-Smalltalk begann Obara Ejimiwe direkt mit der Performance. Wenn auch die ersten paar Songs exzellent aufgeführt wurden, so brauchte er doch ein bisschen Zeit seine Aufregung abzuschütteln – wie auch das Publikum, welches beklommen herumschlurfte. Nach ein paar Schlückchen Rotwein, die er auch dem Publikum anbot (»Not from the bottle. Come on guys, where are your glasses?«) so als hätte er bemerkt, dass sowohl er als auch sie etwas loslassen mussten. Die Stimmung veränderte sich und eine echte Verbindung zwischen ihm, seinem Publikum und seiner Musik war zu spüren. »Survive It« war einer seiner herausragenden Livesongs: obwohl energetischer als die Albumversion, konnte die Performanz die angstbestimmte Atmosphäre der Single nicht abschütteln. Dies führte zu einem emotionsgeladenen fast kathartischen Erlebnis für den MC und dem Publikum, welches fast religiös weitersang »I just want to live life and survive it.« Er begeisterte seine Fans komplett und brachte sie dazu, sich langsam auf den Boden zu hocken, aufzuspringen und seine Lyrics zu rufen, was unvorstellbar scheint, wenn man sich sein Album anhört, welches eher Gedanken als Tanzen provoziert. Seine einfache aber vollkommen engagierte Performanz, zeigte eine große künstlerische Finesse gepaart mit einer gewinnenden Persönlichkeit. Obwohl diese bereits bei seinem Auftritt erkennbar war, zeigte sie sich unbestreitbar als er die Bühne nochmals betrat, und zwar nicht um eine Zugabe zu spielen, sondern um für eine Runde Umarmungen und Handshakes in die Menge zu hüpfen.