Klar, das Anwendungsgebiet für die meisten 12inches sind die Clubs – und die 12inch-Produktion lag dementsprechend bisweilen über weite Teile des letzten Jahres brach. Bevor sie dann dieses Jahr unter der aktuell grassierenden Vinylkrise als Resultat von Lieferkettenzusammenbrüchen und erhöhter Nachfrage mehr leiden musste als die Produktion anderer Formate. Keine gute Zeit, um Schallplatten in Kleinstauflagen zu pressen, auf denen kaum mehr als vier Tracks für den nächtlichen Gebrauch versammelt sind. Dabei war es doch gerade angesichts der Wiedereröffnungen von Clubs überall in dieser Welt – dort zügig und ohne viele Einschränkungen, hier zögerlich und mit angezogener Handbremse – umso wichtiger, dem Neuanfang den passenden Soundtrack zur Seite zu stellen. Das stumpfe Four-to-the-Floor-Diktat zur Seite zu wischen, aufregende Rhythmen für spannende Zeiten zu liefern.
Das mit den Clubs hat bekanntlich nicht sonderlich gut funktioniert, das mit der Musik schon. Al Wooton, Blawan, Equiknox, NICO., Rhyw oder ZULI etwa lieferten allesamt wichtig Impulse dafür, wie sich ein Dancefloor füllen ließe, ohne dazu »The Bells« aus der UDG hervorzuziehen müssen. Leute, es riecht nach Fortschritt! Wobei genauso allerdings nicht wenige das Format nutzten, um Klangtapeten für das innere Exil zurechtzuschneidern – Cucina Povera, Innere Tueren, Lee Ranaldo und Perila beispielsweise lieferten Sounds zum runter- und abschalten, wie sie ebenfalls im Doomscrolling-Dauermodus mehr als willkommen waren. Das eine wie das andere allerdings bot letztlich genau dasselbe an: Die Erlaubnis, andere Welten mit den Ohren voraus betreten und die alte für einen Augenblick vergessen zu dürfen. Wir sind trotz aller Frustration und Trauer über die verpassten Chancen der vergangenen zwölf Monate zumindest darüber mehr als glücklich. Kristoffer Cornils


















