Miles Bonny – In erster Linie Mensch

07.11.2012
Foto:Frédéric Hartmann
Miles Bonny ist zurück. Wenn er denn überhaupt weg war. Aber der Sänger, Flügelhornist, Komponist, Producer, DJ und – wie er in diesem Interview bemerkt – Mensch ist präsent wie lange nicht.

Sänger, Flügelhornist, Komponist, Producer, DJ oder wie er es selbst am liebsten zusammenfasst: Soul Artist & Cultural Communications Curator. Miles Bonny ist alles das und doch kommt es ihm darauf nicht wirklich an. Denn sein eigentliches Ziel ist das einer ernsthaft unternommenen Selbstfindung, wozu ihm die Musik nur als Medium dient. So definiert er Erfolg auch als das Gestalt annehmen seiner privaten Wünsche und misst ihn nicht am Bekanntheitsgrad oder Verkaufszahlen, die nur eingeschränkt qualitative Werte wiederspiegeln. Ganz nach der Devise der Wandel zu sein, den man in der Welt sehen will, verzichtet er auf Maskeraden, nutzt seinen bürgerlichen Namen und zeigt wie gut Soul Musik heutzutage klingen kann, wenn aus einer gutbehüteten Seele geschöpft wird.

Du bist heute in Berlin, um morgen mit den Ruffcats zu spielen. Wie kam es zu dieser Kollaboration?
Miles Bonny: Olski, der Chef von Melting Pot Music, schlug dies für den Geburtstag von hhv.de und Melting Pot Music vor. Und die Chemie hat auf Anhieb so gepasst, dass die fixe Idee, das ganze auch auf Band zu bannen, keine zwei Wochen später in die Tat umgesetzt wird. Wir nehmen momentan im Lovelite auf, wo The Ruffcats bereits ihr Debüt eingespielt haben.

Kann man also auf ein Miles Bonny/Ruffcats-Album hoffen?
Miles Bonny: Die Idee kam von Uwe, dem Schlagzeuger und Strippenzieher von The Ruffcats. Somit haben wir also keinen direkten Auftrag von MPM erhalten. Wie so oft ergeben sich solche Dinge ja aber meist ganz von selbst. Mit Brenk tausche ich mich ja seit nunmehr 4 Jahren aus. Angefangen hat alles mit der Begeisterung, die wir füreinander als Musiker hatten, woraus letztendlich S3 hervorgegangen ist. Ich freunde mich am liebsten mit dem Gedanken an, dass mir und den Ruffcats ab hier alle Türe offen stehen, wenn es uns auch erstmal nur darum geht neues Material für unsere kommenden Konzerte zu haben, um nicht nur auf meine Kompositionen zurückgreifen zu müssen. Da unser nächster Gig im Lovelite stattfindet, haben wir kurzerhand die Proben hier hinverlegt und nehmen alles auf, was potentiell auf ein Album gehen könnte. Mal schauen, was draus wird. Olski kann es jedenfalls kaum mehr abwarten diese Demos zu hören.

»In erster Linie bin ich Mensch, Vater, Partner, Freund und was man mir sonst noch so alles erlaubt zu sein. Die Musik ist bei mir nur Vehikel, welches mir meinen eigentlichen Zweck zu erfüllen hilft.«

Miles Bonny
Du hast bereits in der Vergangenheit mit diversen Künstlern aus verschiedensten Stilen zusammengearbeitet. Sind das in die Tat umgesetzte Wünsche oder marktwirtschaftliches Kalkül, um eine breitere Masse zu erreichen?
Miles Bonny: Ich bin immer wieder überrascht, wenn nicht schockiert darüber, wie viele Leute meine Sachen kennen. Normalerweise zieht man nach New York oder Los Angeles, um seine Möglichkeiten bekannt zu werden zu steigern. Da ich aber in New York groß geworden bin, habe ich persönlich für mich und meine Familie entschieden, nicht in einer solch großen Stadt wohnen zu wollen. Man könnte meinen, dass mir das professionell die Sache erschweren sollte. Allerdings kann ich sagen, dass ich mich niemals großartig darum gekümmert habe mit dem oder jenem Künstler etwas auf die Beine zu stellen. Und trotz alledem sind jede Menge Kollaborationen entstanden, die fast vollständig an mich herangetragen wurden. Der Kontakt zu Melting Pot Music ist da das perfekte Beispiel. So hat DJ Day sie auf mich aufmerksam gemacht, bevor wir uns persönlich auch nur kennen gelernt hatten.

Demnach kann man davon ausgehen, dass Kollaborationen nie den Zweck einer Publicity Kampagne erfüllen?
Miles Bonny: Absolut. Ich glaube fest daran, dass ein jeder seinen Platz in dieser Welt hat, welcher durch den individuellen Output jeglicher Art zum Ausdruck kommt. Ich bin Musiker, und das mit Leib und Seele, aber in erster Linie bin ich Mensch, Vater, Partner, Freund und was man mir sonst noch so alles erlaubt zu sein. Die Musik ist bei mir nur Vehikel, welches mir meinen eigentlichen Zweck zu erfüllen hilft. Und zwar der zu sein, zu dem ich mich berufen fühle, und all das zu machen, wozu ich mich in der Lage sehe. Um nun auf deine Frage zurückzukommen, so kann ich sagen, dass meine Mitstreiter über die Jahre allesamt diese Maxime geteilt haben. Selbstverständlich gefiel und gefällt mir das Schaffen eines jeden Musikers, mit dem ich das Glück hatte zusammenzuarbeiten. Was mir bei der Auswahl dieser Kollaborationen viel wichtiger erschien, war festzustellen, ob man sich nicht nur als Künstler, sondern auch auf zwischenmenschlicher Ebene, die gleichen Absichten auf die Flagge schreiben kann.

Mir gefallen deine Texte dahingehend sehr gut, dass sie eine sehr starke Allgemeingültigkeit besitzen. Du benutzt viele Metaphern der Natur und behandelst Alltägliches mit nüchterner Klarheit, so dass man sich leicht in deinen Geschichten wiederfinden kann. Würdest du ich als Geschichtenerzähler bezeichnen? Und inwiefern variiert die Herangehensweise wenn du mit Brenk ein Album wie S3 zusammenstellst oder aber mit den Ruffcats jammst?
Miles Bonny: Da gibt es keinen grossen Unterschied. Man tut sich zusammen, wirft Ideen in den Raum, tauscht sich aus und legt vielleicht eine bestimmte Thematik fest, die man behandeln will. So wird in manchen fällen das »Was« grob abgesteckt. Das »Wie« ergibt sich aber schlichtweg durch die Konditionierung meiner selbst. Wie ich die Welt sehe und was ich aus ihr herauszufiltern vermag. Hier und da erzähle ich Geschichten, die sich der Fiktion bedienen, aber selbst dann gehen sie mit meinen Überzeugungen einher. Und meist katalysiert sich das Erzählte ohnehin direkt durch mein Leben.