The Moving Still – Zebra Katz‘ »Last Name Katz«

21.02.2014
Mit »The Moving Still« wollen wir Momenten Aufmerksamkeit schenken, die wir für besprechenswert halten. Nur ein Still aus einem Video oder einem Film dient dabei als Anstoß für einen Gedanken. Das Still als Bild, Geste, Metapher, Verweis.

Zebra Katz zeigt in seinem neuen Video den Albtraum im Traum, den so viele Mädchen träumen: Model sein, schön sein, einer Welt angehören, die ihre Häuser nur an Hügel oder ans Wasser baut, nicht aber dazwischen wohnen muss. Das Video startet als typisches Teenie-Porträt. Drei aufgestylte Mädchen streifen durch die Stadt, kichern und träumen vom Glamour. Eines der Mädchen findet sich nach einem Augenaufschlag plötzlich in diesem Glamour wieder. Reiche, alte Menschen trinken Champagner, die Innenarchitektur sieht nach einem teuren Hotel aus. Doch sie trägt nun auch Lack und Leder. Beschämt zieht sie ihre Glieder zusammen. Zebra Katz stellt die Frage nach Verführer/in und Verführter/em. Wie ist das Mädchen in dieser Gesellschaft gelandet? Haben schamlose Menschen sie ausgenutzt und machen sie zur Sklavin ihrer Interessen, oder hat sich das Mädchen von ihren eigenen, auf Oberflächlichkeiten basierenden Träumen, verführen lassen und sich selbst deren Werten unterworfen.

Das Video erscheint zu einem Zeitpunkt, wo in den wichtigsten Modemetropolen der Welt die »Fashion Weeks« stattfinden. Zebra Katz selbst steht in enger Verbindung mit Mode: Rick Owens erhöhte Zebra Katz‘ Bekanntheitsgrad um Längen, als er einen elfminütigen Remix von dessen »Ima Read« auf einer seiner Shows spielte. Auch Zebra Katz will unter die Modedesigner gehen. Doch wie steht er zu dieser Welt? Es ist eine sehr visuelle Welt; es geht um das Sehen und Gesehenwerden. Im Video aber werden die Augen immer kleiner, sind bald grotesk klein. Vielleicht liegt hier die Kritik: Das, was wir hier in diesem Hotel sehen, den Schampus, die hübschen Möbel, die Sexyness, das ist so gut wie nichts sehen. Das, worauf ihr den Fokus legt, verschleiert euren Blick für das Wesentliche, trübt eure Sinne. Könnte sein. Es ist eine »Show That Never Ends« – nicht die Wirklichkeit. So steht es auf dem Taxi. Es wird nicht ganz klar, welche Rolle Zebra Katz in dieser Show einnimmt: Ist er nur der Beobachter, oder ist er ein Verführer, der mit teuflischem Grinsen (3:35) die Unschuld in die Falle lockt? Oder ist auch er nur ein Verführter, der sich aber den Pelzmänteln und dem Champagner hingegeben hat und sich inzwischen gerne verführen lässt. Wahrscheinlich ist er beides: Der einst Verführte, der nun selbst verführt. Denn hört man auf den Text, stellt man fest, dass auch hier der Fokus nur auf dem Wertesystem Hollywoods liegt. Mein Namen, alle kennen mein Namen, ich bin berühmt. Aber es ist eben nur der Künstlername. Zebra Katz scheint sich mit seinem Alter-Ego vergnügt in einer Welt bewegen, die er im Video als dämonisch darstellt, voller blasiertem Lachen und verzerrten Einstellungen. Die ein Mädchen zu Boden drückt und ihr gegen ihren Willen eine Spritze in die Pobacke sticht. Die Figur Zebra Katz kann in diesem Albtraum leben; vielleicht ist sie dafür erschaffen worden. Das Mädchen aber, es wacht wieder auf.