Es hat gedauert, dann noch länger und noch ein bisschen länger: Die Reissue von Admas’ »Sons Of Ethiopia« war jahrelang in der Mache. Dann hört man sie wieder und ist verwirrt: Hä, das war dieses special Ding auf das man echt gewartet hat? Dieses bisschen Synthie-Gedudel, Schlager, Ethipo-Jazz, Reggae? Ja, war es. »Sons Of Ethiopia« ist kein Meisterwerk. Das versteht man schnell (wieder), um dann zu begreifen, was einen einst schon so in dieses Album zog. In Seminarkurs-Talk ausgedrückt: Das Nebeneinander von Melancholie und Belanglosigkeit und die unerwartete anrührende Wirkung, die entsteht, weil diese beiden Größen sich hier nicht ausschließen, sondern bedingen. Oder kurz: »Sons Of Ethiopia« klingt naiv AF und herzgefühlt. Musik vor der Fototapete eines Landes, in dem nur noch die eigene Sehnsucht leben kann. Die Platte trägt ihren Titel nicht umsonst. Die Mitglieder der Band flohen vor dem Derg-Regime nach Washington D.C., wo sie für die äthiopische Community musizierten. Und um so länger man sich in diesem Album verliert, umso mehr macht alles Sinn und dieser stetig wachsende ERKENNTNISGEWINN im Laufe des Hörens ist nicht die Folge einer theoretischen Leistung. Man hört den Weg von einem Ort zum anderen, man hört, wie aus einem Nicht-Ort ein neuer Ort wird. Wie die Band mit den damals neuesten, bezahlbaren Gadgets den Sound ihrer Heimat emulierten und damit einen Sound schufen, der der Vergangenheit eine Zukunft schafft (uff). Ganz toll und logisch dann schließlich, wie sich mit »Astawesalehu« alles im schönsten Schwermut auflöst.
Sons Of Ethiopia