Review

Albert Ayler Quartet

The Hilversum Session

Our Swimmer • 1980

Mitte der Sechziger hatte der amerikanische Jazzsaxophonist Albert Ayler seine große Zeit. 1964 erschien »Spiritual Unity«, seine erste Veröffentlichung für das legendäre Jazzlabel ESP-Disk’, die ihn künstlerisch zwischen dem Hang zur Folklore eines John Coltrane und dem von allen Fesseln befreitem Jazz von Ornette Coleman einordnete. Er stellte sich in New York ein neues Trio zusammen, mit Sunny Murray am Schlagzeug und Gary Peacock am Bass. Die drei gingen sollten für einige Monate nach Europa gehen, wo dieser Free Jazz gern gehört wurde. Für die Gigs in den Niederlanden, Schweden und Dänemark gesellte sich Don Cherry hinzu. Der Don Cherry. Am 9. November 1964, bereits längere Zeit unterwegs und irre gut miteinander eingespielt, nahmen sie in der dänischen Stadt Hilversum fürs Radio eine kleine Session auf. »The Hilversum Session« ist eine der besten Aufnahmen, die es von Albert Ayler gibt. Mit »Ghosts« und »Spirits« sind zwei seiner bekanntesten Stücke in sehr kraftvollen Versionen vertreten. Auf »Angels«, das ein Jahr später als eine an Sun Ra erinnernde, kosmische Elegie auf »Spirits Rejoice« zu finden sein soll, klingt hier noch wie eine zitternde Abschiedshymne an den guten alten Jazz. Die sechs Stücke sind erstmals 1980 erschienen, ganze zehn Jahre nach dem tragischen Tod, Ayler beging Selbstmord auf der Fähre zur Freiheitsstatue, und wurde nun mit neuem Artwork versehen, das erste Mal seit 30 Jahren wiederveröffentlicht.