Als vor 26000 Jahren ein neuer Zyklus begann, der die Situation der Erde völlig ändern sollte, möchte man lieber nicht dabei gewesen sein. Elektrostatische Störungen in der Erdatmosphäre, plattentektonische Verwerfungen, unerwartete Druckwellen, reißende Ströme, Flächenbrände. Die 14-minütige Ouvertüre zu Angels‘ 26000 führt das Chaos ein. Überall lauern Risse. Wie Heuschrecken-Schwärme strömt die Dekonstruktion über das Land. Als am Ende der Rauch sich lichtet, bleibt ein leeres Blatt Papier, bereit für neue Worte. Schneider TM, Ilpo Väisänen (Pan Sonic) und Hildur Gudnadóttir wählen die unerwarteten Elemente für diese neue Ära: Glasschüsseln, Holz- und Metallstücke, Vögel und Libellen, Gras, Smoking Boxes und ein Cello. Wo im Opener Before The Rush all diese Elemente durch elektronisches Equipment rauschen und in Noise und Drones zerfetzt werden – folgt im Folgetitel In die Renaturalisierung. Ein Klappern und Läuten erstreckt sich über den rauchenden Feldern, als würde eine Zimmermann-Werkstatt von einer Herde nervöser Kühe heimgesucht werden. Nur um gleich wieder der Risse im Fundament gewahr zu werden, durch das die schwarze Materie sickert. Angel variieren auf ihrem fünften Album zwischen Untergang und Neuanfang, kreativem und zerstörerischem Chaos – ein feiner Ritt auf den Hörner apokalyptischer Engel.
26000