Review

Artifacts (Tomeka Reid, Nicole Mitchell, Mike Reed)

And Then There’s This

Astral Spirits • 2021

Artifacts sind eine Chicagoer Jazz-Kombo, bestehend aus drei Mitgliedern: Nicole Mitchell spielt Flöte und bedient elektronische Klangerzeuger, Tomeka Reid interpretiert ihr Cello-Spiel meist rhythmusgebend und Mike Reed verantwortet alles, was mit Perkussion zu tun hat. Alle drei sind Mitglieder der AACM, der Association for the Advancement of Creative Musicians, einer Organisation, die afroamerikanische Musik protegiert und ihr Prosperieren von Generation zu Generation befeuert. Während die Artifacts auf ihrer ersten Veröffentlichung von 2015 Stücke von AACM-Künstler*innen coverten, intepretieren sie auf »…And Then There’s This« vornehmlich Musik aus der eigenen Feder. In der Regel klingt diese nach kreativem, aufgeweckten Jazz, der nicht formalistisch gehalten ist, sondern mit Eigenleben durch den Raum gleitet. Die ersten beiden Nummern stellen diese Freiheit besonders heraus, »Blessed« von Nicole Mitchell lässt dann vor allem ihre Flöte von der Leine und offenbart in deren Begleitung im besten Sinne konservative Züge. Demgegenüber steht etwa »Reflections«, auf dem Mitchells Holzblasinstrument zwar über Reeds Cymbals huscht, alle drei Mitglieder aber genug Raum vorfinden, um sich Gehör zu verschaffen. »Song For Helena« im Anschluss hört man an, dass es von Reid geschrieben wurde. Eng umschlungen finden sich Cello und Flöte wieder, Ersteres gibt aber mit seiner düsteren Grundstimmung den Ton an. Es sticht ins Ohr, wer welchen Song verfasst und damit ihrem oder seinem Instrument eine prägende Rolle auf den Leib geschneidert hat, herausragend ist dabei, mit welcher Rücksicht auf die Kolleg*innen das jeweils vonstatten ging.