Kahil El’ Zabar veröffentlicht seit 43 Jahren Musik, zu breiterer transatlantischer Bekanntheit gekommen ist er erst in den letzten ca. drei Jahren. Überraschenderweise nicht durch Reissues alter Werke, sondern mit neuer Musik, allesamt veröffentlicht vom Londoner Jazz-Label Spiritmuse, die der Welt damit einen großen Gefallen getan haben und sich das ziemlich bold auszahlen ließen. Die durchweg großartigen Solo-Alben als auch die Werke mit dem Ethnic Heritage Ensemble waren alle teuer. Auf dem italienischen Red Record ist nun tatsächlich mal eine Reissue eines Album des Ethnic Heritage Ensemble erschienen, ebenfalls mit dem Price Tag eines Deluxe-Box-Sets. Ist aber nur eine Vinyl 2LP. Hm. Gehen wir mal davon aus, dass die Kohle irgendwie in die Association for the Advancement of Creative Musicians (AACM) fließt und so die Zukunft der Chicagoer Jazz-Szene mit gestaltet. Die Musik sollte man jedenfalls hören, sie taugt auch als Einstieg ins Werk Kahils. Auf diesen ursprünglich 1982 entstandenen Aufnahmen benutzen Kahil bereits jene Stilmittel, die all seine Werke so distinktiv machen: die tröpfelnden Percussions, die Kalimba, auf der er ausgedehnte Meditationen einlegt, die Spoken-Word-Passagen, das plötzliche Beschwören chaotischer Kräfte – oft durch forscheres Trommelspiel und ein die Contenance verlierendes Saxophon (Henry ›Light‹ Huff und Eddy Wilkerson an den Röhren) – und der große Wert der Gesamtkomposition des Albums. Immer wieder schwellen die Stücke an und ab, vor allem aber durchzieht ein unnachahmlicher Groove auch »Impressions«, das anderen Kahil-Großwerken in nichts nachsteht. Vielleicht sogar jeden Cent wert.
Impressions