Wie heute im 21. Jahrhundert überhaupt noch etwas Neues schaffen? Alles schon einmal gesagt, alles schon einmal gedacht. Nur nicht von jedem. So lautet zumindest dieser dämliche Spruch, der als Antwort auf diese dämliche Frage kommt. Denn es gibt Innovation – sogar eine ganze Menge. Auch in der Musik. Da wären etwa Aufgang, ein Trio einst in New York City gegründet, das die Verbindung von Klassik und elektronischer Musik neu zusammensetzt. Ihr Debüt bediente sich bei Carpenter, Bach und den Battles. Drei Jahre ist das her. Viel Zeit für Aufgang. Denn ihre neue Platte »Istiklaliya« vermischt die gleichen Einflüsse, um am Ende doch einen vollkommen anderen Sound entstehen zu lassen. Dabei kommt es weniger auf die Zusammensetzung als auf die Atmosphäre an. »Balkanik« steigert sich mehr und mehr in seinen Rhythmus, während sich Klavier und Synthies gegenseitig hochschaukeln. Deutlich ruhiger und abgekühlter hantieren Aufgang in »Ellenroutir«. Eine Melodie läuft ein, Aufgang defragmentieren sie, lösen einzelne Töne auf und schon entgleitet der Track in die Stille. Auch »African Geisha« setzt sich ähnlich zusammen. Bei Aufgang sind es vor allem dann die stillen Momente, wenn sich der Rhythmus zurücknimmt, wenn sich ein Track vollkommen entfaltet. Aufgang sind dabei nie verkopft, anstrengend oder fordernd, was ein Album wie »Istiklaliya« noch erstaunlicher macht. Klassik, Ambient, Filmmusik, elektronische Struktuern – das mischt sich hier von ganz alleine. Und damit schaffen Aufgang etwas, das zuvor nur selten jemand geschafft hat: Ein Album so schön wie das Leben.
Murcof
Twin Color
Infine