Beck Hansen hat schon einen eigentümlichen Werdegang vorzuweisen: vom Slacker-Außenseiter zum Grammy-dekorierten Mainstream-Star mit zweifelhaftem Scientology-Engagement. Und doch lassen sich in seiner von Stil- und Genre-Brüchen geprägten Karriere konstante Entwicklungen erkennen: nach einem ruhigen, oft Folk-lastigen Album folgt meist ein poppigeres, bunteres Werk. Auf »Mutations« folgte das grelle Disco-inspirierte »Midnite Vultures«, nach »Sea Change« kam »Guero« mit Hip Hop-Beats und lauten Gitarren, nun also nach »Morning Phase« das neue Werk »Colors«. Beck greift hier so schamlos wie nie zuvor in die bunte Trickkiste des Pop: die Beats knallen, die Hooks sind so groß wie eingängig und die Produktion schreit nach Radio-Airplay. Nur wird leider aus zehn Singles kein rundes Album. Teilweise klingt das gewollt, abgeklärt und auch bekannt. Das bereits für FIFA 2016 lizenzierte »Dreams« erinnert an MGMTs »Electric Feel«, »Seventh Heaven« an Phoenix oder »Dear Life« an Broken Bells. Endgültig zu viel des Guten ist dann die Panflöte im Titelstück oder »Wow«, das wie eine Mischung aus Becks Vorstellung von Cloud Rap und dem »Get Schwifty«-Song aus Rick & Morty rüberkommt. Trotz des unbestrittenen Pop-Appeals und des freshen Klangbilds meint man stellenweise aber einer Karikatur auf moderne Pop-Trends aufzusitzen. Ob das als Meta-Kommentar auf die seelenlose Pop-Welt so unbedingt beabsichtigt war, sei allerdings mehr als in Frage gestellt.
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