Review

Benjamin Gibbard & Andrew Kenny

Home EP

Morr Music • 2003

Ein bisschen »Home« fühlt man sich tatsächlich, wenn man Benjamin Gibbards und Andrew Kennys original 2003 veröffentlichte Split-EP hört, die jetzt wieder auf Vinyl veröffentlicht wurde. Nicht nur wird jedem verlorenen Ex-Teenager sein seit fünfzehn Jahren verstaubtes Death-Cab-Herz aufgehen, sondern man wird über acht Tracks auch ganz friedvoll in die besinnliche Zeit getragen. Kennys und Gibbards Gesang malt dabei ein Bild, dass von 2000er-Weltschmerz erfüllt ist und sich doch zeitlos ins Jetzt übertragen lässt: die erste Hälfte vom Death Cab For Cutie-Frontmann ist dabei nicht nur seiner Indie-Handschrift treu, sondern legt schon aus, was Bands wie The Trouble With Templeton oder Beirut in 2010er-Sprache übersetzten. Andrew Kenny auf der anderen Seite zeichnet ab »Hometown Fantasy« das finstere Gegenbild zu Gibbards glücklicher Melancholie. Das mag einerseits mit Kennys sonoren, fast geflüsterten Stimme zu tun haben, die jeden Herzschmerz in absolute Tränen verwandelt. Andererseits schlägt die Gitarrenbegleitung auch so gebrochen ihr Gequältsein in die Saiten, dass man fast meinen könnte Bright Eyes hätte bei Kenny Gitarrenunterricht genommen. Trotz aller Tragik ist »Home« auch zwanzig Jahre später eine sehr heimelige EP und passt perfekt in die Weihnachtszeit: festliche Melancholie auf Knopfdruck!