Review

Various Artists

Minna Miteru 2

Morr Music • 2022

Zwei Jahre nach »Minna Miteru« legen Tenniscoat’s Saya Ueno und The Notwist’s Markus Acher eine weiter Compilation mit Einblicken in aktuellen japanischen Indiepop vor. Was die Musik auf »Minna Miteru 2« ausmacht, ist, dass sie gleichermaßen naiv und versiert ist, einfach und raffiniert. Da steckt eine gewisse Brüchigkeit in der Grazie, das ist ein Sprung in der handbemalten Matcha-Schale. Und was ist das Resultat: man hat sie nur noch lieber. »July« von F.L.Y. klingt als würden Maher Shalal Hash Baz einen Song von Jim O’Rourke interpretieren, was meiner Vorstellung von unperfekter Perfektion so herrlich nahekommt, dass ich vor Freude jauchzen möchte. Ebenso bei Oneone, wo Deerhoof und Tenniscoats nicht nur im übertragenen Sinne musikalisch (sondern tatsächlich) zusammenfinden. Ja, der Schlagzeuger von Kakitubata ist auf »Sumiyoshi« kein einziges Mal im Takt, und richtig, der Sänger von NNMIE trifft auf »Water« keinen Ton. Das ist aber nicht bedauerlich, sondern prima, weil wirklich null unharmonisch. Und so geht’s durchweg auf »Minna Miteru 2«. Stilistisch ist für alle was dabei, die von Haruomi Hosono über die Boredoms bis Tujiko Noriko mit der japanischen Musik der letzten vierzig Jahre was anfangen können. Der größte Name auf der Compilation ist Daisuke Tanabe. Mit FUJI||||||||||TA ist einer der fesselndsten Ambientkünstler derzeit vertreten. Insgesamt 26 Songs auf zwei Schallplatten. Jede Menge zu entdecken.