Review

Betty Ford Boys

Retox

Melting Pot Music • 2014

Scheiss auf Dr. Dre. Während der seit Jahren entgiftet und trotzdem – oder gerade deshalb – kein Album herausbringt, knallen Dexter, Brenk Sinatra und Suff Daddy die leeren Schnapsgläser auf den Tisch und veröffentlichen ihr zweites Album in zwei Jahren: »Retox«. Nichts mit Entschlackungskur – hier wird nachgeschüttet. Das Album atmet in einen kugelrunden Bauch, hat das Holzfällerhemd über die dicken, behaarten Unterarme gekrempelt und kommt mit dem Hubraum eines US-amerikanischen Muscle Cars um die Ecke. Hier steckt richtig Volumen hinter. Nein, die Betty Ford Boys scheißen eben nicht auf Dr. Dre. Ein Bezug zu dessen Beats (damals, als von »Detox« noch keine Rede war) lässt sich hier genauso herstellen, wie auch eine Vorliebe für den bass- und synthlastigen Sound der Bay Area zu hören ist. Vielleicht schaffen es die Betty Ford Boys, dass nach »Retox« bald der erste Opel Corsa in Nürtingen ge- ghostridet wird. Da, wo »Retox« klingt, als sei Obelix der Backup-Tänzer von Lil Jon, da klingt es am besten. Da wo sich der Boden unter dem Album mit der breiten Brust und dem noch breiteren Hefe-Spoiler biegt, da ist es am besten. Wo es das nicht ist, ist es redundant. Denselben Boom-Tschack hat man von Suff Daddy und Co. in den vergangenen Jahren nun doch mindestens ein mal zu viel gehört. Hätten die Betty Ford Boys ihre Sauflaune und ihr Selbstbewusstsein doch genutzt, um mal auf was ganz neues zu scheißen: ihre jeweiligen Lieblings-Drum-Muster nämlich. Dann hätte ich mich unter das dickte, fette Fass names »Retox« noch lieber gelegt und mich volllaufen lassen.