Review

Big Boi

Vicious Lies & Dangerous Rumors

Def Jam • 2012

Es gab wohl noch nie einen schlechteren Zeitpunkt für eine Outkast-Reunion. André kümmert sich mehr um Rasuren, R’n’B und Hendrix und gibt sich große Mühe, die neuerlichen Parts von Big Boi auf seinen raren Gastspielen als Remixe runterzuspielen. Dré entschuldigte sich auf T.I.s Langspieler gerade erst mit bewegenden Worten für den Rückzug und seine schwierige Art. Auf seinem, streng genommen, dritten Solo-Album begibt sich der Sohn von Chico Dust in Dream-/Electro-Pop-Gefilde und vernachlässigt den triefenden Future-Funk-Ansatz von »Speakerboxxx«, den er mit »Sir Lucious Left Foot« effektiv weiterführte. Der neue, vermeintlich zeitgemäße Ansatz von Antwon Patton beginnt stark, mit epischer Intro im »Aquemini«-Stil, gewohnt-stabilem Sleepy-Brown-Feature und der Mr.-DJ-Produktion »Apple Of My Eye«, verfängt sich aber später in musikalischen Pop-Pathos. Die Features sind gut gemeint: Kid Cudi macht die College-Rock-Hook, A$AP und Phantogram befriedigen das Pitchfork-Publikum, Killer Mike die Traditionalisten und T.I. und Ludacris sponsern die Major-Trap-Bombe. Little Dragon gehören mittlerweile angeblich zu Big Bois Familie, campierten im A für die tagelangen Sessions, konnten dem Album aber wenige ihrer sonst so verzaubernden Momente verleihen. »Shazam me, and then google Dungeon Family« – sollte diesen Rat auch nur ein Heranwachsender berücksichtigen, »Vicious Lies And Dangerous Rumors« hätte seinen Zweck erfüllt.