Review

Bra Sello

The Battle Of Disco

Afrodelic • 1977

Disco als Kampfschauplatz: Der südafrikanische Saxofonist Selby Mmutung alias Bra Sello, »Bruder« Sello, war ein Vertreter des Township Jazz der Mbaqanga-Spielart, einer Kombination aus US-amerikanischem Jazz und Zulu-Traditionen. Bra Sello begann seine Karriere in den 1960er-Jahren. Jetzt kommen zwei seiner Alben aus den Siebzigern zum ersten Mal als Reissue wieder heraus. Improvisierte Soli, an einigen Stellen durchaus etwas windschief, und dichter rollender Groove sind charakteristisch für die zwei langen Stücke auf »The Battle of Disco« von 1977, wobei die Platte weit weniger kampfbereit klingt als ihr Titel.

Der war eher an die Arbeitsmoral der Kollegen gerichtet, damit diese trotz der seinerzeit aufkommenden DJs und Synthesizer nicht die eigenen Fertigkeiten aus dem Auge verlieren. Ein entschiedenes Plädoyer für Musik von bezahlten Musikern mithin. Und ein überzeugendes dazu: Die gospelartigen Bläserlinien, die stets von einstimmig zu mehrstimmig wechseln, spielen in kreiselnder Form stets wiederkehrende Refrains als eine Art handgemachte Loops. Das Schönste daran ist, dass es ewig so weitergehen könnte. Bei Bra Sello geht das pro Plattenseite immerhin für rund 20 Minuten so. Das ist schon mal eine ganze Menge.