Das Wort »Ntu« steckt im Namen der afrikanischen Philosophie des Ubuntu. Deren Kollektivbegriff fasst der südafrikanische Pianist Nduduzo Makhatini zusammen in dem Satz: »Ich bin, weil du bist«. Als Kollektiv, als Gemeinschaft von Musikern, begreift er auch seine Band, mit der er auf »In the Spirit of Ntu« spielt, dem ersten Album, das beim Blue Note-Sublabel Blue Note Africa erscheint. Ob Solo, Rhythmus- oder Harmoniepart, geht es in den Beiträgen der einzelnen Musiker weniger um Selbstdarstellung als um das Miteinander im Namen der Komposition, was Improvisation großzügig einschließt. Mit 40 Jahren nicht mehr komplett jung und mit zehn Alben unter seinem Namen seit 2014 längst kein Newcomer mehr, ist Nduduzo Makhatini hierzulande, obwohl er im vergangenen Herbst unter anderem beim Jazzfest Berlin ein Solokonzert gab, vermutlich noch nicht allzu vertraut. Erschienen seine ersten Alben doch rein digital auf seinem eigenen Label Gundu Entertainment, bis 2020 mit »Modes 0f Communication: Letters From the Underworlds« der Einstand bei Blue Note folgte, wenngleich bloß auf CD. Auch sein aktuelles Album kam in den USA im Mai zunächst bloß digital und als CD auf den Markt, jetzt gibt es ihn zum ersten Mal überhaupt auf Vinyl zu hören. »In the Spirit of Ntu« bevorzugt das Lyrische gegenüber dem Feurigen, das fließend Komplexe gegenüber dem kantig synkopierten Swing. Ein paar Gesangsnummern sind darunter, Chorgesang rundet das eine oder andere Stück ab, in »Senze’ Nina« etwa sind Anklänge an John Coltrane zu vernehmen, der für Nduduzo Makhatini ebenso ein Vorbild ist wie Zulu-Traditionen. Braucht es da noch das Wort »spirituell«? Eine Platte von freundlicher Tiefe.
In The Spirit Of Ntu