Review

Can

Future Days

United Artists Records • 2013

Wo zwei Jahre zuvor »Tago Mago«, das wahrscheinlich einflussreichste Can-Album, die synthetischen Räume noch mehr als atmosphärische Möglichkeit benutzte, beginnt »Future Days« aus dem Jahre 1973 mit dem Titeltrack und der Raum ist offen, und weit und breit kein Halt. Diese symphonische Tiefe der Platte macht sie nicht nur zu einem frühen Ambient-Versuch, sondern läutet auch eine wichtige Transitionsperiode der Band ein, die den Ambient-Versuchen von »Future Days« und »Soon Over Babaluma« (1974) erstaunlicherweise ihr poppigstes und konventionellstes Oeuvre im Spätwerk (1975 – 1979) folgen lässt. Was »Future Days« einbüßt ist die Bissigkeit, die Unbedingtheit von »Tago Mago« oder »Soundtrack«. Epische Stücke haben Can schon immer gemacht, aber sie waren flirrend-pulsierend, verstörend, rhythmisch, mantrahaft, halluzinös (wie etwa »Mother Sky« oder das frühe »Yoo Doo Right«). Der Schlüsselmoment der Platte sind die gesanglichen Fragmente zum Ende von »Spray«, die sich dann in dem klassischen Liedstrukturen folgenden »Moonshake« entladen. Der vermeintliche Fremdkörper auf der Platte, ist doch eigentlich Fluchtpunkt. Wenn man nämlich »Future Days« (9:31), »Spray« (8:30), und das eben epische »Bel Air« (19:54) als Suche in der cineastischen versteht, erscheint »Moonshake« mit pointierten 3 Minuten als Fund und Ziel: Pop. Es nimmt mehr als die eigentlich charakteristischen Stücke der Platte den Weg vorweg, den Can wenige Jahre später einschlagen sollten.

Die deutsche Erstpressung von 1973 ist beinahe neuwertig (Near Mint) und das geprägte Cover weist Abnutzungen an den Ecken und am Golddruck auf (VG+)

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Future Days
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