Review

DJ Metatron

2 The Sky

Giegling • 2016

Ein anonymer Produzent. Gebrochene Beats und beseelte Vocalschnipsel, die zur ewigen Wiederholung verdammt durch verknisterte Klangflächen schweben. Eine alles durchdringende Sehnsucht nach Vergangenheit, vor allem aber vergangenen Unschuldigkeiten, als fände sich so ein Ausweg aus dem Jetzt. Nein, es geht nicht um Burial. Sondern den Prince Of Denmark alias Traumprinz alias DJ Metatron, Giegling-Wunderkind der ersten Stunde. Eine unnahbare Figur, deren Musik in allen ihren Ausprägungenwahnsinnig nahe geht. Lange war nichts mehr vom Prince Of Denmark (der mit dem Dub und den rohen Bässen) zu hören. Traumprinz (der mit dem Unschuldsfetisch und den tröstenden Samples) und DJ Metatron (der mit der Rave-Vergangenheit und dem unbändigen Verlangen nach transzendentalem Trost) aber machen mittlerweile gemeinsame Sache. »2 The Sky« heißt die neue Single, die am 1. Mai still und leise in den Giegling-Shop gestellt wurde. Vier Tracks sind es geworden, genauer gesagt vier Tracks und ein einsekündiger Locked Groove, der den Schlüssel zu dieser EP ist: »Healing and unity«, ruft oder besser noch predigt dort jemand. Ein Heilsversprechen, das endlos geloopt werden kann, vielleicht als eine Art Anrufung, Beschwörung. Die Musik von Traumprinz-Metatron lebt davon, ein Mangelempfinden zu formulieren und mögliche Lösungen anzubieten. Der Opener »As I Get Insane« lässt einen warmen Bass pumpen, verdichtet verschwurbelten Gesang zu lange sich hinziehenden Flächen und bringt nur mit einem zurückgelehnten Downbeat etwas Drive in den von einem seltsamen, repetitiven Plinkern getragenen Track. Was fehlt, ist der im Titel angesprochene Wahnsinn, der sich als Leitmotiv durch die Stücke zieht und deren Abwesenheit erst seine Präsenz untermauert. »2 The Sky (Metatron’s What If There’s No End And No Beginning Mix)« ist am ehesten ein Traumprinz-Track, mit der Kick auf der Eins und einer hölzernen Snare auf der Zwei, blubbernden Percussions, einem souligen Vocalsample und einer scheinbar wahllos umherwandernden, jazzigen Klavierfigur. Auch das: höchstens entrückt, nicht aber verrückt. Mehr Inhalte bietet der Skit »The Journey«, der über flächige Ambient-Sounds Jake Gyllenhaal als Donnie Darko über das Reisen auf Gottes Kanälen sinnieren lässt und wie eben das nicht verstanden werden kann. Ein Schlüsselmoment, aber zugleich eine Einladung für Trugschlüsse. »2 Bad (Metatron’s What If Madness Is Our Only Relief)« hingegen ist bekannt aus DJ Metatrons »This Is Not«-Mix aus dem Sommer 2015. Dieselben Prinzipien wie immer, im Grunde eine Wiederholung des Gewesenen – und doch zugleich wunderbar unverständlich. Der Rest ist ein Loop, der Heilung und Einheit verspricht – ob psychologischer oder spiritueller Art, mit der Welt oder sich selbst. Der dänische Traumprinz lebt von dem Mythos, den er um sich gebaut hat und dem Mysterium, das er mit seiner Musik jedes Mal aufs Neue schafft. Das Versprechen dieser Platte ist deshalb so schön, weil es uneinlösbar scheint.

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