»Die Sterne hatten anderes mit uns vor.« So von der Liebe zu singen, klingt einerseits poetisch, andererseits seltsam fatalistisch. Oder kosmisch-esoterisch. Aber mit dem Gelingen der Liebe ist es ja ohnehin ein Rätsel, da sind die Sterne am Ende vielleicht nicht der schlechteste Ratgeber. Inwiefern das mit dem Esoterischen auf Gaby Hernandez zutrifft, lässt sich aus ihren Songs auf »Spirit Reflection« nicht so ohne weiteres feststellen (auch wenn der Albumtitel in so eine Richtung deutet). Wie sie auf ihrer dritten Soloplatte von der Liebe und anderen Dingen des Lebens singt, hat jedoch etwas Selbstverständliches, fließt mit der Eleganz von lateinamerikanischer Musik, nutzt die ungekünstelte Direktheit von Folk und reizt mit den improvisierten Kapriolen des Jazz – Kamasi Washington unterstützt die Kollegin aus Los Angeles gelegentlich am Saxofon und als Arrangeur. Weitere Handreichungen kommen von ihren alten Build An Ark-Kollegen Carlos Niño und Dexter Story, letzterer als Koproduzent. Für außerweltliche Anflüge sorgen schließlich achtsam hinzugegebene Teile von Elektronik. Das alles so klug ineinander gefügt, dass man diesen höchst unaufdringlichen großen Wurf mit halbem Ohr für Easy Listening halten könnte. Aber nur, wenn man einen etwas engen Begriff davon hat, was Musik alles tun muss, um einen zu ergreifen oder sonstwie anzurühren. Hier gibt es alles, Tiefe, Rätsel, Sinnlichkeit, an einer scheinbar glatten Oberfläche.
Spirit Reflection