Projekte, die in Eigenregie entstehen, gehören im Zeitalter der Schlafzimmerproduzenten und Cloud-Rapper einfach dazu. Vor vier Dekaden galt das Aufzeichnen eines Telefongesprächs allerdings schon als unüberwindbare Hürde. Die brasilianischen Jazzmusiker Gelson Oliveira und Luiz Ewerling nahmen 1983 mit »Terra«** ein Album auf, an dem nur sieben Personen beteiligt waren. Sänger und Gitarrist Oliveira führte die Truppe rund um Schlagzeuger Ewerling an. In den Vordergrund spielt sich der heute 75-Jährige trotzdem nicht. Denn Oliveiras Gesang dient weniger dem Transport von Botschaften, sondern vielmehr als weiteres Instrument neben Saxofon, Flöte, Keyboard und Percussions. Oft verfällt er ins »scat singing«. Dennoch langweilt die Musik nicht mit Improvisationen oder ausgedehnten Solopassagen. Mit einer Gesamtspielzeit von 23 Minuten kommen die neun Stücke ohne Umwege auf den Punkt. Die Musiker nutzen nicht das eine Geheimrezept. Während »Doce Manhã« auf ein komplexes Arrangement mit Keyboard und Bass setzt, benötigt »Nú Musical« lediglich Oliveiras Organ und Akustikgitarre. Im schmusigen »Novos Horizontes« bemüht er seine Kopfstimme, hält sich im fast instrumentalen »Veio Ao Mundo Itiberê« aber zugunsten eines mäandernden Saxofons zurück. »Terra« versprüht einen so unwiderstehlichen Pop-Charme, dass Oliveiras Jazz auch ungeübte Ohren anspricht.
Terra