Schon komisch, worauf man so anspringt. Zum Beispiel auf das Cover von Georgie Sweets zweitem Album. Was ist darauf zu sehen? Die Sängerin als fröhliches Kind? Als leicht manisches Kind? Oder ist es eine KI-Version ihres Gesichts, ein paar Jahre verjüngt? All das wäre kaum relevant – wenn die Musik nicht so bezaubernd wäre.
4AM ist moderner R&B mit zurückgenommener, aber detailreicher Produktion. Die Klänge changieren zwischen zart, warm und artifiziell – so fein austariert, dass sie sich weder nach glattpolierter Studioarbeit noch nach rohem Bedroom-Recording anhören, sondern irgendwo dazwischen einen idealen Raum für Georgie Sweets Stimme schaffen. Und die drängt sich nicht auf: Meist bleibt sie kontrolliert, fast flüsternd, nur vereinzelt blitzen expressivere Phrasierungen auf. Dass da noch viel mehr Volumen wäre, wird nur angedeutet – und gerade das wirkt so überzeugend.
Ihr Songwriting hat klassische Qualitäten, ohne altbacken zu klingen. Die mehrstimmigen Gesangsarrangements passen sich nahtlos in den luftigen, präzise produzierten Sound von Marc Rapson ein. Die Melodien sind mitsingbar, aber nie aufdringlich. Was sich hier vermeintlich schlicht gibt, entpuppt sich als entwaffnend raffiniert. Genau wie beim Cover gilt: Man kann sich dem schwer entziehen – aber will man das überhaupt?

I Swear To You