Der Pole Zygmunt Sulistrowski gilt als Pionier des frühen low budget Nudistenfilms, ab Mitte der 1960er Jahre ein tatsächlich expandierender Markt im Erwachsenensegment westlicher Videotheken. Zwar war er auch Ökologe und damals schon leidenschaftlicher Naturschützer mit einer Faszination für den Amazonas, doch in Erinnerung blieb er Cineasten des Abseitigen vor allem durch Titel wie »Happening in Africa«, »The Virgin Of The Beaches« oder »Xavana: The Island Of Love«. Für Letzteren engagierte Sulistrowski aufgrund finanzieller Schwierigkeiten den quasi unbekannten brasilianischen Singer-Songwriter Hareton Salvanini, der daraufhin in wenigen Wochen von den Stimmen über die Drums, Gitarren, Flöten und Klarinetten bis zum Piano fast alles selbst einspielte sowie arrangierte. Resultat ist dieser zuweilen verträumte und ungemein atmosphärische Soundtrack, der ohne größere Vorbehalte als Kleinod seiner Zeit gelten darf. Qualität wurde hier nämlich ausnahmsweise mal groß geschrieben – damals wie heute keine Selbstverständlichkeit im Schmuddelfilmbereich. Das ist in der Dynamik der vergleichsweise toll produzierten Instrumentierung ebenso feststellbar, wie in der Bandbreite an Stilkleckereien, zu denen es sich verdammt gut auf der Terrasse mit einem Spliff entspannen lässt. Manchmal mehr Samba-Jazz, an anderen Stellen brasilianischer Vintage-Pop, dann aber auch wieder orchestral unterfütterter Easy-Listening-Funk, ist der Score des 2006 verstorbenen Brasilianers leider seine wahrscheinlich finale Arbeit gewesen, die parallel mit dem Film bereits 1981 erschien und jüngst von den Soundarchivaren bei Mad About neu aufgelegt wurde. Ob Salvanini danach noch weitere Alben veröffentlichte, ist bislang nicht abschließend geklärt. Von manchen Zeitgenossen wird er jedenfalls als eine obskure Version Arthur Verocais gesehen, was für Sympathisanten des MPB-Geheimtipps aus den Siebzigern zu viel der Lobhudelei sein mag, stilistisch aber ungefähr hinkommt.
Xavana, Uma Ilha Do Amor