Review

Has-Lo & Castle

Live Like You’re Dead

Mello Music Group • 2014

Die Hiphop-Geschichtsschreibung hat es zig Mal bewiesen: Es gibt eine Handvoll unvergänglicher Formeln, die entgegen jeder Zeitrechnung und Modeerscheinung zuverlässig funktionieren. 9th Wonder wusste das, Kanye West weiß das und die Mello Music Group-Brüder Has-Lo und Castle wissen es auch. Folgerichtig speist sich ihr Kollabo-Album »Live Like You’re Dead« aus einem Haufen Oldschool-Zitaten, entspannten Funk-Loops und der Rückbesinnung auf die vergangenen Epochen zwischen 1988 und 1998. Die Zukunft des Rap mag in den Projektordnern anderer Musikschaffenden lauern, Gasface CSTL und der Philly-MC Has haben mit ihren Raps und Beats ohnehin ungleiche Absichten – und dafür jede Menge Spaß. Statt der Aussichtslosigkeit eines Chart-Erfolgs mit so einer Retro-Angelegenheit hinterherzuhecheln, machen sie es sich in der Comfort Zone der Golden Era bequem und geben die verkannten Genies (»The Uncomfortable Truth About Stardom«, »My Uncle«), huldigen in bester Sir-Mix-A-Lot-Tradition den gebärfreudigen Becken des weiblichen Geschlechts (»The Big Ol’ Ass«) oder vergackeiern Gangster-Rap-Phrasen mittels schwachköpfigen Freestyle-Einlagen (»Hennessey-Yak-Rap«). Die Schublade des krampfigen Comedy-Raps bleibt jedoch geschlossen, denn zwischen all den Humor-Hymnen bleibt auch Zeit für Malcom X-Zitate und die Reflexion über die eigenen Laster (»Stubborn Vice«). »Das machte das Album menschlicher«, kommentierte Has kürzlich in einem Interview. »Live Like You’re Dead« lebt so vor allem von der intimen Atmosphäre aus albernen Insiderwitzen, Selbstironie und dem Gefühl, es hier mit zwei Menschen zu tun haben, die einfach gerne Rap-Musik machen und hören. Word to Smudo, denn das war ja schon 1991 nicht verkehrt.