Review Dance

Holo

Nights Over Melbourne

Noire & Blanche • 2024

Holo weiß, wie es klingt, wenn die Nacht ihre langen Schatten wirft und die Stadt zu flüstern beginnt. »Nights Over Melbourne« ist der Soundtrack für nächtliche Streifzüge, bei denen man nicht weiß, ob man jemanden sucht oder einfach nur die Kälte im Gesicht spüren will. Es ist Musik für die Stunden zwischen gestern und morgen, wenn die Straßen leerer und die Gedanken lauter werden.

Der Australier fängt die Atmosphäre einer Stadt ein, die nie ganz schläft. Irgendwo zwischen Deep House und Ambient schwingt ein seltsames Gefühl von Teenagerfreiheit mit. Man ist sechzehn und glaubt, die Welt gehöre einem. Gleichzeitig ist man Anfang zwanzig und glaubt, sich gefunden zu haben, obwohl man sich eigentlich noch völlig verirrt. In »Blanc« lässt Holo die Stimme von Julie Delpy aus Linklaters Before Sunrise aufblitzen, wie eine Laterne, die kurz die Umgebung erhellt. Es geht um Magie – nicht die große, spektakuläre, sondern die, die irgendwo zwischen zwei Sätzen oder zwei Herzschlägen auftaucht.

Holo übersetzt Zwischenräume in Klänge. Die Tracks rollen wie ein Auto auf nächtlichen Highways: Manchmal verliert man sich darin, manchmal findet man sich überraschend wieder. »Nights Over Melbourne« ist für alle, die in den Randstunden des Tages unterwegs sind – wenn die Stadt leiser wird und man für einen Moment alles und nichts sein kann: In der Stadt, in der Musik oder im eigenen Gedankenchaos.