Review

Ikonika

Aerotropolis

Hyperdub • 2013

Selten sind Alben so kalt wie »Aerotropolis« von der britischen Produzentin Ikonika. Selten passen sie trotzdem so perfekt in den Sommer. Und selten darf man Alben mit Jahreszeiten beschreiben, aber in diesem Fall passt es einfach perfekt. Lange Zeit galt Ikonika als das Fräuleinwunder des Dubstep. Doch ihr Debüt vor drei Jahren fuhr eher gemischte Kritiken ein. Das dürfte ihr mit ihrem zweiten Album wieder passieren. Denn »Aerotropolis« bietet nicht gerade viele einladende Tracks. Mehr rollt ein karger Soundteppich über einen, der aus reduzierten Rhythmen und abgespeckten Beats besteht. Der Bass steht nicht so im Vordergrund, sondern eher die Atmosphäre. »Cryo« rotiert um seine Synthies, »Eternal Mode« lotet Vektorenrechnung im Sound aus und »You won’t find it here« konstruiert eine Melodie, nur um sie doch in den Rhythmus fallen zu lassen. Aber »Aerotropolis« läuft eben nicht über einzelne Tracks, die sich festsetzen. UK Funky, Wonky und Dubstep fügen sich zu einem Sound, der deutlich nach Ikonika klingt. Keine Hits, sondern nur Stoff für das große Ganze. Bisweilen strengt dieses Album ziemlich an. Aber Ikonika zeigt auch, warum sie vor ein paar Jahren als eine der wichtigsten Hoffnungsträgerinnen galt. Nur auf diesen Status scheint sie nicht mehr viel zu geben. Warum auch? Auf diesem Album zeigt sie deutlich, dass sie weiß, wo sie hin möchte. Mit »Aerotropolis« ist sie zwar noch nicht ganz da, aber kurz davor. Und bis dahin ist das erst einmal bester Sound für den Balkon.