Review Dance

In Aeternam Vale

Pink Flamingos

DEMENT3D • 2016

Tape des Jahres 2024

Laurent Prot macht im Grunde nur zwei Dinge: Musik und ein Geheimnis um sich – und das seit über 30 Jahren. 1983 gründete sich In Aeternam Vale als Band, zwei Jahre später schon nahm der Franzose das Heft allein in die Hand. In dieses schrieb er von unten her Musikgeschichte: Punk, Synth Pop, EBM, Wave jeder Form und Farbe, Industrial und Dub Techno produzierte er unablässig, weitab von tagesaktuellen Hypes und leider auch dem ihm zustehenden Erfolg außerhalb der eingeweihten Kreise. Mittlerweile aber stehen die Zeichen wieder gut: Die Musik, die Prot schon seit Jahrzehnten macht, hat derzeit in der Clubkultur Hochkultur. Ein guter Zeitpunkt also, um sich mit dem ersten Album seit vier Jahren – zwischenzeitlich erschienen indes eine Handvoll EPs auf unter anderem Minimal Wave und Jealous God – zurückzumelden. Und was für ein Album das ist: Eine Dreifach-LP mit knapp zweieinhalb Stunden Spielzeit. »Pink Flamingos« bietet über 17 Tracks nicht nur einen guten Eindruck in das stilistische Universum von In Aeternam Vale, sondern ist zugleich angeblich ein zeitliches Kontinuum in sich selbst: Entstanden, so heißt es, seien die Tracks über die letzten 30 Jahre. Das ist als Information eventuell mit Vorsicht zu genießen und scheint umso fragwürdiger angesichts der nahtlos ineinanderfließenden Produktion der Tracks, die – sofern sie teilweise Anfang und Mitte der achtziger Jahre entstanden sein sollten – Minimal und Dub Techno vorweggenommen hätten. Aber so ist das mit Prots Musik: Sie klingt nicht nur deswegen zeitlos, weil sie auf den immer selben alten Maschinen – von denen natürlich auch ein paar selbst gebaut sind – produziert wird, sondern auch, weil sie die Zeit aufzulösen verstehen. Prot ist ein Meister der Hypnose, ein Loopinggenie, das wie kein anderes die Kunst von Wiederholung und Verschiebung beherrscht. So wie die Stücke von reichlich muffigen Ambient- und Soundscape-Stücken abgefedert werden, so schaffen sie es selbst, auch über extreme Längen (das zwölfminütige »181«) oder mit extremen Sounds (das an eine Art Acid-Cold-Wave-Version von Jeff Mills erinnernde »176«) weder zu langweilen noch zu überfordern. Am Ende wird Prot sogar ganz zart: »La Pluie« lässt eine naive Synthie-Melodie plätschern und dezent verhallte Vocals begleiten uns aus dieser beeindruckenden Werkschau heraus in die Nacht. Die ist so voll von toller Musik und reich an Geheimnissen wie ihr Macher.

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