Review

Jonathan Fitoussi

Plein Soleil

Transversales Disques • 2020

Bereits vor mehr als einer Dekade hat sich Jonathan Fitoussi der magischen Klangwelt analoger Synthesizer verschrieben. »Five Steps«, sein 2015 veröffentlichtes Versatile-Album mit Clemens Hourrière, das ausschließlich mit einem Buchla-200 produziert wurde, ist fast schon ein zeitgenössischer Klassiker, ebenso gesucht wie »Mirage«, seine im vergangenen Jahr bei The Vinyl Factory erschienene Kollaboration mit Air-Member Jean-Benoît Dunckel. Mit »Plein Soleil« legt der 1979 geborene Franzose nun sein Labeldebüt auf dem von ihm mitbegründeten Imprint Transversales Disques vor, das sich bislang mit Reissues rarer Aufnahmen und Soundtracks einen Namen gemacht hat. Dass Fitoussi seinen jüngsten Longplayer – es ist sein fünftes Soloalbum – nach René Cléments Patricia-Highsmith-Verfilmung benannt hat, die 1960 unter dem Titel »Nur die Sonne war Zeuge« auch in deutsche Kinos kam, wirkt stimmig: In Tracks wie »Oceans«, »Rayons solaires«, »Soleil de minuit«, »Continent blanc«, »Amazonie« oder »Totale eclipse« klingt die von Cléments Farbdramaturgie beförderte mondän-existentialistische Atmosphäre zwar deutlich an, dennoch versteht »Plein Soleil« sich aller Score-Haftigkeit zum Trotz nicht als nachgetragener Soundtrack. Obwohl Fitoussi das Rad hier eben gerade nicht neu erfindet, weiß sein retrofuturistischer Ambient-Sound vollauf zu überzeugen: Geradezu meisterlich versteht er sich darauf, mit einer minimalistischen Klangästhetik cinematografische Wirkung zu erzielen, womit auch das auf einer Op-Art-Arbeit von Victor Vasarely beruhende Cover-Artwork korrespondiert. Mit »Plein Soleil« erweist sich Jonathan Fitoussi als würdiger Erbe von Electronica-Pionieren wie Alan Parsons, Vangelis, Steve Hillage, Manuel Göttsching, Klaus Schulze oder auch seines Landsmanns Jean-Michel Jarre.