Review

Karate Boogaloo

Carn The Boogers

College Of Knowledge • 2020

Karate Boogaloo klingt nach Sportverletzung auf der Bowlingbahn. Die ruhige Kugel schiebt man aber woanders. Schließlich kommen Karate Boogaloo aus Melbourne, haben auf Facebook keine 2.000 Follower und schütteln den ärgsten Nicht-Funk zwischen Khruangbin und Tommy Guerrero aus den Gitarrenplektren. Die elektrische Orgel klampft auf drei Akkorden aus dem letzten Loch, die Drums spielen sich so wie man eine perfekte Welle reitet – hoch angesetzt, lässig reingeworfen, gerade noch durchgetaucht – und die Hälse bleiben trocken. Zumindest so lange, bis man auf Surfwave der Achtziger mit drei Mojitos on the rocks die Kapillarzellen unterspült. »Carn The Boogers« ist zwar die offizielle Debütplatte, die Band kurvt aber seit zwei Mixtapes (ja, Mixtapes!) durch die Popgeschichte des 20. Jahrhunderts und schnupft neben Kanye West und Kraftwerk eben auch mal die Machwerke von Blondie oder Destiny’s Child, um so was ähnliches wie Plunderphonics-Funkyness rauszubiegen. Klingt weird, ist es aber gar nicht. Wer die Platte der Four Boys aus Down Under noch nicht gehört hat, sollte das spätestens jetzt nachholen. Urlaub in Italien war gestern. Heute holt man sich Aruba, die Beach Boys und gute Laune-Schmäh auf Second-hand-Hawaiihemden mit Karate Boogaloo ins öffentliche Schwimmbad.