Review

Kassa Overall

I Think I’m Good

Brownswood • 2020

Bei manchen Musikern denkt man ja unbefangen: toll, eigener Ansatz. Vertrautes so zusammengebraut, dass es aufmerken lässt, leicht verwirrt, und obendrein noch verdammt gut klingt. Kassa Overalls Album »I Think I’m Good« ist so eine Platte. Bei der der Titel schon der Wortwahl wegen verwirrt. Warum denkt da jemand, es gehe ihm gut? Sind Zweifel angebracht? Stimmt das am Ende nicht? Jetzt ist ein bisschen die Frage, ob es hilft, zu wissen, dass Kassa Overall an der bipolaren Störung leidet. Vielleicht kommt einem dann einiges von den Verwirbelungen, die an dunklen R&B, von einer Jazzcombo dargeboten, denken lassen, gleich noch einmal eine Spur düsterer vor. Könnte aber die Ohren insofern verstopfen, als womöglich alles durch den Filter der Psychopathologie gelenkt wird und die Rezeptoren entsprechend in ihrer Aufnahmefähigkeit einengt. Und eigentlich braucht es so eine Hörhilfe bei Kassa Overall überhaupt nicht. Man kann die unsteten Beatmuster, die gelegentlichen Gesänge im Stile von nächtlichen Kinderliedern und das Fließen des Grooves mit artgerechten Raps dazu auch so für gut befinden. Denn das Unberechenbare der Songs macht sie gerade stark. Man muss keine Angst vor ihnen haben. In »Show Me A Prison« bekommt Kassa Overall gar stimmliche Unterstützung von der Bürgerrechtlerin Angela Davis.