Review

Kassem Mosse

Disclosure

Honest Jon's • 2016

Es ist etwas anders bei Kassem Mosse Jedenfalls wenn man seine Beiträge auf Workshop die den Ruf des Leipzigers prägten, mit den neuerlichen Beiträgen auf Honest Jon’s vergleicht. Das lässt sich schon bei seiner im August veröffentlichte 12″ »Chilazon« erkennen. Zunächst auffällig: die Tracks haben seither Namen. Die Stücke bekommen wissenschaftlich anmutende Termini wie »Chilazon« oder »Lanthanum«. Auf »Disclosure«, dem neuen Album, heißen sie »Aluminosillicate Mirrors« oder »Molecular Memories«. Dieser Schritt von der Verrätselung zur Verschleierung , vom Suchen zum Finden (und Verbergen), vollzieht sich auch in der Musik. Immer mehr wird die Unverständlichkeit der Ausgangspunkt des Hörens. Schon auf der »Disclosure« vorangegangenen 12″ wurde das Erkennen des Grooves vom Track »Chilazon, Pt.1« zum Track »Chilazon, Pt.2« erschwert. »Disclosure« knüpft bei »Chilazon, Pt.2« an. Der Studierzimmer-House der Workshop-Releases (zu dem es problemlos möglich war, vom intellektuellen Zwiegespräch zur Tanzfläche zu switchen) ist im Labor angekommen. Kassem Mosse strebt nach akademischen Weihen. Seine Musik ist wie der Blick in ein Phasenkontrastmikroskop auf doppelt brechende Kristalle. Das Licht verändert sich, die Farben verändern sich, die Formen verändern sich – mit jedem Blick alles neu. Nach und nach verschieben sich die Töne zu einem komplexen Ganzen. Man kann sagen: etwas fügt sich. »Disclosure« fordert Beschäftigung ein. Du als Hörer musst dir in der behutsamen Annäherung den Groove verständlich machen. Diese Platte will erobert werden. Nicht für den schnellen Konsum geeignet.