Review

Kot Kot

I Pni

Aguirre • 2022

Wer aufgrund des Projektnamens Kot Kot, den sich die Sängerin und Instrumentalistin Lena Filatova ausgesucht hat, in pubertäres Glucksen verfällt, wird von der Stoßrichtung ihres Albums »I Pni« überrascht sein. Bitterernst, gänzlich ohne doppelten Boden klingt die LP, die auf dem belgischen Label Aguirre erscheint. Filatova säuselt ihre Gesangsparts zartestmöglich und pendelt dabei zwischen dem stimmlichen Erscheinungsbild von Portisheads Beth Gibbons und der skandinavischen Popsängerin Sóley. Die instrumentale Begleitung fällt dementsprechend spärlich aus, der helle, fragile Gesang soll nicht zu stark gestört werden. »I Pni« hat in seiner vollkommenen Ruhe, unter deren Oberfläche übernatürlich Unschönes zu brodeln scheint, etwas Befremdliches, Verstörendes. Das hat gar nicht mal so sehr mit dem fragmentarischen Hauntology-Charakter zu tun, den das seltsam rekombiniert wirkende Album ausstrahlt. Kot Kot scheint genau zu wissen, wie Einschüchterung mit psychologischen Mitteln funktioniert. Bestes Beispiel ist wohl der zentral, längste Track »Ottepel«, der in nervenzehrendem, industriellem Fünfvierteltakt über den Dachboden schlurft, während sich die Künstlerin darüber als außerweltliche Entität inszeniert. Das irritiert auf schaurige und doch sehr gelungene Weise. Der Spuk ist schnell wieder vorbei und nutzt sich gerade deshalb nicht ab: Keiner der fünf Tracks erreicht die Fünf-Minuten-Marke, manche muten eher als experimentelle Interludes denn als vollwertige Stücke an. So ziemlich allen gemein: Andächtig, liturgisch, auf den Punkt hin gespielte Tasteninstrumente.

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Kot Kot
I Pni
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