Je weiter östlich die Quelle elektronischer Musik in Europa liegt, desto mehr hört man, dass dort noch alles im Erwachen ist. In den meisten Fällen klingen die Exkurse wie IDM, Techno und Ambient vor 15 Jahren und somit reichlich unausgereift. Das kann infrastrukturell und finanziell bedingt sein. Oder einfach, weil dort immer noch unglaublich gerne zu Scooter abgegangen wird. L-OW aus dem estländischen Tallin dagegen hat den Sprung geschafft. Schon allein, dass er Dubstep und Dubtechno umarmt, ist nahe an der Gegenwart. Mit seiner aktuellen EP trottet er zwar nicht den Trends um 8-bit, House und Pop in der Subbass-Branche nach. Aber genau das macht seine EP so gut. Vielmehr klingt das Spektrum von Scuba in den drei Tracks durch. Kein Teufel-komm-raus der Stil-Verwurstung, sondern Detailversessenheit im Mikroraum. Deep, atmosphärisch und elegisch wickeln sich die unterirdischen Frequenzen um die Gehörgänge. Mal ravend durch die Großstadtlichter, dann wieder fröstelnd im weiten, nächtlichen Birkenwald Estlands. Ohne die mittlerweile weit verbreitete Hit-Präferenz bohren sich minimalistisches Summen und unendliche Pianohalls ins Cerebellum, um fein säuberlich zu explodieren.

Pinpoint / Diver / Diver (Furreshu's Die Welle Edit)